Dieses Hirtentäschchen hab ich am 22. April 2020 an einem sonnigen Strassenrand in Bern gesehen (neben ganz vielen anderen, es war eine regelrechte Hirtentäschchen-Monokultur).
Damals passte alles (zumindest scheinbar) für C. rubella:
- Blütenstand rötlich, d.h. Kelchblätter rot, Kronblätter aber weiss
- Krone kurz, nur wenig länger als der Kelch
- Fruchtränder zumindest bei den unteren Schötchen konkav (und Früchte rot überlaufen)
Ich hab diese Pflanze mitgenommen und zu Hause in ein Wasserglas gestellt. Sie wuchs munter weiter, produzierte neue Blüten und Früchte - und sah am 29. April 2020 etwas anders aus:
- Kelchblätter rot oder violett, Kronblätter weiss
- Krone kurz, nur wenig länger als der Kelch
→ soweit eigentlich alles gut. Aber:
- Fruchtränder gerade (von konkav keine Spur mehr), Früchte grün
Dass die neu gebildeten Früchte nicht mehr rot sondern grün waren, bereitet mir keine Sorgen (die Pflanze erwischte in meiner Küche nicht viele direkte Sonnenstrahlen).
Aber die Form der Schötchen? Entweder ist dies ein belastbares Bestimmungsmerkmal, oder es ist es nicht.
Die Farbe der Kronblätter und die Länge der Krone im Verhältnis zum Kelch scheinen jedenfalls stabil zu sein.
Nun, ich weiss es schlicht nicht... entweder bin ich draussen einer C. rubella auf den Leim gekrochen, die aber nur so tat, als wäre sie rubella. Oder nicht alle Bestimmungsmerkmale sind so "safe" wie sie angegeben werden. Oder - auch sehr wohl möglich - ich hab einen Bestimmungsknopf :-)
2 Antworten
Eingestellt in einem Wasserglas wuchs das Hirtentäschchen weiter - und sah am 29. April 2020 so aus:
Haha ja herrlich… was soll man dazu sagen?!� Die typischen C. rubella-Merkmale werden womöglich nur unter eher kargen Umweltbedingungen ausgebildet und verlieren sich scheinbar bei weniger Stress. Allenfalls könnte man dadurch rubella von besseren Standorten als bursa-pastoris fehlkartieren… interessieren täte mich jetzt auch, wie wohl die Nachkommen deiner Pflanzen aussehen würden, wenn man sie auf nährstoffreichen Böden wachsen liesse.
Aber eben, ich könnte auch gut mit einer einzigen, variablen Capsella bursa-pastoris-Sippe gut leben :-) Generell scheint Variabilität innerhalb der Art vielen Botanikern ein Dorn im Auge zu sein, Arten sollen möglichst homogen erscheinen… dabei ist Variabilität doch genau eine Grundlage für weitere Evolution…
Naja nur ein paar Schnellschuss-Gedanken von mir während dem Mittag…