Es ist zwar weder ein Farn (immerhin hat er Sporangien), noch eine Blütenpflanze und gehört auch nicht in die Rubrik Pilze und Co. Ich habe es deshalb in de Rubrik Farne genommen.
Ich bin kein Diphasiastrum-Spezialist, ich hab die erst seit letzten Sommer auf dem Radar und knapp 50 Meldungen für Diphasiastrum alpinum gemacht. Aber nie sah ein Diphasiastrum so aus wie diejenigen die ich letztes Wochenende gefunden habe.
Was meinen die Expertinnen und Experten?
P.S. Ich habe die Pflanzen noch, falls andere besser Detailaufnahmen nötig sind.
8 Réponses
Wo hast du den gefunden? Für mich ist das ein Bärlapp, der Diphasiatrum issleri würde ich mal vorschlagen.
Ja, issleri macht mehr Sinn. Mit der Flora Helvetica Bestimmungsapp bin ich entgleist. Wenn ich den Bestimmungsschglüssel von http://www.blumeninschwaben.de anwende, dann komme ich auch auf issleri. Danke für deinen Tipp.
Fundort: Unterengadin, Lavin, Val Lavinuoz, zwischen der Alp d 'Immez und dem Piz Chapisun, auf knapp 2300 müM. 3 mal gefunden, zuerst in der Zwergstrauchheide und der letzte schon fast im Geröll.
Kann sich der Hybride fortpflanzen oder wird der immer wieder neu eingekreuzt? Aber wo issleri aufritt müsste doch auch irgendwo in der näheren Umgebung auch complanatum zu finden sein?
Spannender Fund!
Die Diphasiastrum-Hybriden entstehen immer wieder neu und können sich nicht fortpflanzen - d.h. jedes Hybrid-Individuum ist aus der Kreuzung zwischen zwei Elternarten entstanden (cf. Schnittler et al. 2019; Literatur zur Gattung im Wiki). Grössere Individuen haben vermutlich etliche Jahrzehnte wenn nicht mehr auf dem Buckel.
Die Elternarten müssen dabei nicht unbedingt in nächster Nähe sein; Sporen gibt's viele und fliegen tun sie wunderbar.
Ja, die Saison fängt gut an. Zum ersten mal ohne Schnee über der Waldgrenze und schon stolpert man über so etwas.
Ups, an das Wiki hier habe ich gar nicht gedacht, da steht ja alles. ;-)
“Die Elternarten müssen dabei nicht unbedingt in nächster Nähe sein”
schade eigentlich, ich dachte ich muss nur die nähere Umgebung absuchen und ich erwische auch noch den Vater (zumindest an einer Stelle wuchs der zusammen mit D. alpinum, das wird ja dann die Mutter sein?). Aber irgendwo im Unterengadin muss der Vater zu finden sein? Oder können die Sporen von noch weiter weg kommen?
@Cortusa, die Nähe absuchen ist immer eine gute Idee, wer weiss was noch alles zum Vorschein kommt :-)
Farnsporen (und Pilzsporen) fliegen unglaublich weit - und gewisse Arten scheinen sogar den Transport im Jet Stream zu überstehen.
Lesenswert ist das kurze Abstract von Gradstein & van Zanten (1999):
"... UV impact was determined at jet stream altitudes (10.000-12.000 m) by flying spores across the Atlantic on the wings of a KLM jumbo jet. The results indicate that widespread species generally have more resistant spores than endemic ones. UV radiation at jet stream altitudes is usually lethal except in a few very widespread or alpine species. ..."
https://www1.biologie.uni-hamburg.de/b-online/ibc99/ibc/abstracts/listen/abstracts/4439.html
Diphasiastrum complanatum bräuchte natürlich keinen Jet Stream sondern einfach anständige Windverhältnisse, um von einem Tal ins nächste zu gelangen. Ob D. complanatum bei deinem Fund tatsächlich mitgemischt hat, weiss ich nicht mit Sicherheit; D. x issleri (D. alpinum x D. complanatum) scheint mir zumindest plausibel.
Die Nähe (und Weite) absuchen ist immer gut. Getreu dem Motto:
Einer allein
kann nicht sein.
Mal schauen ob ich in anderen Seitentälern noch mehr finde, wenn man mal einen hat ist der Bann oft gebrochen und man wundert sich warum man da jahrelang dran vorbeigelaufen ist.
@Muriel Bendel: Wenn nicht mal du sicher bist, wie soll ich da als Farnanfänger eine Ahnung haben? ;-)
Ich habe mal bei iNat geschaut was die zu den drei Hybriden sagen. Sieht auch da sehr nach issleri aus.
oellgaardii würde ich beim drüberlaufen als alpinum abbuchen, gleiches Erscheinungsbild, da muss man schon sehr nah ran um zu sehen, dass der flach ist. Also sehr leicht zu übersehen. Dann bücke ich mich in Zukunft jedesmal, es sei denn der Hang ist so steil, dass man die Botanik direkt vor der Nase hat.
zeilleri sieht aus 20m Distanz manchmal wie eine einjährige Pinus aus.
Es sieht so aus, dass ich meinen Fund als issleri abbuchen kann?
Oder könnte es sein (so rein theoretisch), wenn die Sporen um die ganze Welt segeln können, dass die Sporen von einer Art sind, die wir hier gar nicht haben?
Ja, das sieht sehr nach D. issleri aus. Der ist in der Schweiz gar nicht so selten, ich habe ihn auch schon ein paar Mal gefunden. Ich würde ihn als solches melden.
D. complanatum kommt im Engadin ja an mehreren Stellen vor, teils in winzigen, versteckten Populationen, die man leicht übersehen kann. Er kann also gut in der Nähe sein. Aber wie Muriel schon geschrieben hat, die Hybriden leben lange und es ist immer möglich, dass eine oder beide Elternarten bereits lokal verschwunden sind.
Eine ganz andere Art würde ich ausschliessen, deine Pflanze sieht wirklich nach issleri aus. Genau so kenne ich die.
Falls du mal issleri neben beiden Elternarten anschauen willst: an der Schrofele bei Sertig Dörfli sind alle drei nicht selten.
Danke an alle, ich werde den Fund als D. issleri melden.
Mal schauen ob ich noch mehr finde, es wäre ja nicht die erste unterkartierte Art im Unterengadin.
Für D. complanatum ist es eventuell etwas hoch? Der wurde erst ein einziges mal (knapp) über 2000m gemeldet. Das muss nichts heissen, für D. issleri gib es auch erst 5 Meldungen >2000.