Zahlreiche Exemplare dieser Pflanze habe ich heute auf einer gerodeten Waldfläche entdeckt, auf der inzwischen mehrere Tümpel geschaffen wurden. Chenopodium strictum wäre meine erste Vermutung, allerdings sprechen die Verbreitungskarten eher dagegen - die Pflanze kommt in “meinem” Gebiet (noch) nicht vor.
Aargau, unteres Wynental, westliches Seitental, 550 m ü. M., ebene Ruderalfläche nach Waldrodung
Interessant: Viele Exemplare weisen Frassspuren auf.
4 Réponses
Knifflige Art! Und vermutlich draussen nicht ohne Weiteres dingfest zu machen...
Innerhalb des Chenopodium album Aggregats (Artengruppe Weisser Gänsefuss) gehört der Gestreifte Gänsefuss (Chenopodium strictum) zu den tetraploiden Vertretern (diploid sind Ch. ficifolium und Ch. suecicum; hexaploid u.a. Ch. album, Ch. giganteum und Ch. opulifolium).
Infos zu den Ploidiegraden und Verwantschaftsverhältnissen geben z.B. Rahiminejad & Gornall (Flavonoid evidence for allopolyploidy in the Chenopodium album aggregate (Amaranthaceae), Plant Systematics and Evolution; 2004, 77–87):
open source auf researchgate.net
Die Frage ist, auf Grund welcher Merkmale die (Klein-)Arten abgetrennt werden...
Gemäss Flora Gallica (Tison & de Foucault 2014) gibts dazu zwei mehr oder weniger taugliche Merkmale:
Für Ch. strictum:
wobei "la forme des feuilles n'est pas suffisantes pour repérer ce taxon".
Ch. album hätte im Unterschied dazu:
Im "Rothmaler Grundband" 2021 finden sich u.a. Angaben zum rot gestreifen Stängel und den rot berandeten Blättern:
Für Ch. strictum:
Für Ch. album:
Ich vermute, dass die rote Farbe an sich kein verlässliches Bestimmungsmerkmal ist, sondern die Form der Blattspreite eher einen ersten Hinweis auf Ch. strictum geben kann - falls Ch. strictum plausibel erscheint, führt vermutlich kein Weg an der Grösse der reifen Samen vorbei.
Falls unsicher, zu mühsam, keine reifen Samen in Griffnähe o.ä.: bis auf die Artengruppe bestimmen :-)
Lieber Gruss, Muriel
Vielen Dank für die ausführlichen Hinweise, die mich zu einem weiteren Gang in den Wald veranlasst haben. Die Sache bleibt unklar. Samendurchmesser (0.9 bis 1 mm) spricht für Ch. strictum, Samenform eher dagegen. Ich lade noch ein paar zusätzliche Bilder hoch für Interessierte.
Nachtrag: … oder bin ich bei meinen untenstehenden Bildern in der Eile einem Ch. polyspermum (Blattform, Lockerblütigkeit) “auf den Leim gekrochen”? Jetzt brauche ich wirklich Eure Hilfe.
Hoi Thomas
Vielen Dank für die zusätzlichen Fotos! Ja, ich denke sie zeigen den Vielsamigen Gänsefuss (Chenopodium polyspermum) - dies wegen folgenden Merkmalen:
- die "neue" Pflanze scheint kahl zu sein (ohne Blasenhaare resp. "Mehlstaub")
- die Perigonblätter sind weit geöffnet, die zuerst hellrosa, später dunklen kugeligen Nussfrüchte sind deshalb gut sichtbar.
- Blattspreite ganzrandig.
Bei der Artengruppe des Weissen Gänsefuss' (Chenopodium album aggr.) wären die Pflanzen nicht kahl, sondern v.a. im Blütenstand, auf den Perigonblättern und der Blattunterseite mehr oder weniger dicht mit weissen Blasenhaaren ("Mehlstaub") bedeckt; die Perigonblätter verdecken die Früchte, erst ganz am Schluss biegen sich die Perigonblätter etwas zurück und geben die reifen Früchte frei (Fotos z.B. auf https://www.actaplantarum.org/galleria_flora/galleria1.php?scelta=5&id=1992 -> nach unten scrollen). Die Blätter haben meist deutliche Zähne.
Unten ein Vergleich der beiden Taxa.
Lieber Gruss, Muriel
Ja, natürlich, meine Bilder zeigen ganz klar Ch. polyspermum. Habe die Sache nochmals mit FH durchbestimmt, alles klar, und demnächst ist ein weiterer Waldspaziergang geplant, bin ja wirklich gespannt, welche Chenopodium-Arten auf dieser Ruderalfläche vorkommen.
Vielen Dank nochmals für die tollen Einblicke in eine Pflanzengattung, welche in unserer regionalen Mundart mit wenig schmeichelhaften Bezeichnungen ("Schyssmaltere", “Hundschiss”) eingedeckt wird …