Zur Ausgangslage: Diese Färbung wird durch sog. Anthocyane verursacht. Es handelt sich im Wesentlichen um dieselben Farbstoffe, die Brombeeren, Heiti und Trauben blau färben und der Kornblume ihr strahlendes Blau verleihen. Aber nicht nur in den Früchten und Blüten kommen sie regelmässig vor, sondern auch in den äusseren Zellschichten der Blätter (Epidermiszellen).
Das (vorübergehende) Einlagern von solchen Anthocyanen in den Blättern ist eine “clevere” Reaktion der Pflanze auf starke Sonneneinstrahlung, z.B. im Vorfrühling, wenn die Chlorophyll-Produktion noch nicht eingesetzt hat, und zwar um das Gewebe vor den schädlichen Einflüssen der UV-Strahlung zu schützen. Dabei wird das kurzwellige UV-Licht der Sonne absorbiert und die Strahlungsenergie als langwelligere Wärme an die Pflanze abgegeben. So wird eine Schädigung der Proteine in der Zelle und der DNA in den Zellkernen verhindert. Ich zitiere aus Wikipedia:
“Auch bei noch relativ jungen Pflanzen, bei denen die Chlorophyll- und Wachsproduktion noch nicht eingesetzt hat und die somit vor UV-Licht ungeschützt wären, werden vermehrt Anthocyane produziert. Teile oder sogar die ganze Pflanze werden mit Hilfe der Farbstoffe, die als Jugendanthocyane bezeichnet werden, eingefärbt und geschützt. Wenn die Chlorophyllproduktion beginnt, wird die Produktion der Anthocyanfarbstoffe herabgesetzt. Das Muster der Anthocyanbildung in Pflanzen ist für die Pflanzenart spezifisch, da es von den Bodenbedingungen, Licht, Wärme und Pflanzenart beziehungsweise Sorte abhängt…….. Das Fehlen oder besonders starke Vorkommen eines bestimmten Anthocyans in einer Pflanze ist auf genetische Umstände zurückzuführen. ”
Zu deiner Frage: D.h. dass nicht nur äussere Einflüsse und der Vegetationszustand, sondern auch genetische Faktoren die Ausbildung der Anthocyane bzw. deren Fehlen beeinflussen. Auch ist die Farbänderung der Anthocyane ph-abhängig. Auch die (bisher unbeantwortete) Frage betreffend Trifolium repens cf. von Maria Merz vom 28. Februar 2025 im Thread “Entdeckung des Tages” muss dahingehend beantwortet werden. Auf ihrer Aufnahme sind auch einzelne grüne Blättlein zu sehen. Was im Einzelnen den Ausschlag gibt, ist schwierig zu beurteilen. Beim Frühaustrieb von Pflanzen findet sich das Phänomen aber ziemlich häufig, so sah ich bereits Anfang Februar eine erste blühende Anemone nemorosa auf 870m ü.M. Ohne die Jugendanthocyane wären ihre Blättlein sicher versengt worden in dieser Exposition.
Was man vielleicht noch hinzufügen könnte ist, dass es ein Enzym gibt, dass die Anthocyane abbaut. Fehlt dieses Enzym, bleiben die Blätter rot. In der Pflanzenzüchtungen werden Pflanzen, denen dieses Enzym fehlt, zur Züchtung von Blutbuchen, -haseln usw. verwendet.
Neben Bestimmungsanfragen sind es genau solche Fragestellungen und Diskussionen, die das Open-Flora-Forum für mich so wertvoll machen. Vielen Dank für die umfassenden Erklärungen! Thomas
4 Réponses
Lieber Aaron
Zur Ausgangslage: Diese Färbung wird durch sog. Anthocyane verursacht. Es handelt sich im Wesentlichen um dieselben Farbstoffe, die Brombeeren, Heiti und Trauben blau färben und der Kornblume ihr strahlendes Blau verleihen. Aber nicht nur in den Früchten und Blüten kommen sie regelmässig vor, sondern auch in den äusseren Zellschichten der Blätter (Epidermiszellen).
Das (vorübergehende) Einlagern von solchen Anthocyanen in den Blättern ist eine “clevere” Reaktion der Pflanze auf starke Sonneneinstrahlung, z.B. im Vorfrühling, wenn die Chlorophyll-Produktion noch nicht eingesetzt hat, und zwar um das Gewebe vor den schädlichen Einflüssen der UV-Strahlung zu schützen. Dabei wird das kurzwellige UV-Licht der Sonne absorbiert und die Strahlungsenergie als langwelligere Wärme an die Pflanze abgegeben. So wird eine Schädigung der Proteine in der Zelle und der DNA in den Zellkernen verhindert. Ich zitiere aus Wikipedia:
“Auch bei noch relativ jungen Pflanzen, bei denen die Chlorophyll- und Wachsproduktion noch nicht eingesetzt hat und die somit vor UV-Licht ungeschützt wären, werden vermehrt Anthocyane produziert. Teile oder sogar die ganze Pflanze werden mit Hilfe der Farbstoffe, die als Jugendanthocyane bezeichnet werden, eingefärbt und geschützt. Wenn die Chlorophyllproduktion beginnt, wird die Produktion der Anthocyanfarbstoffe herabgesetzt. Das Muster der Anthocyanbildung in Pflanzen ist für die Pflanzenart spezifisch, da es von den Bodenbedingungen, Licht, Wärme und Pflanzenart beziehungsweise Sorte abhängt…….. Das Fehlen oder besonders starke Vorkommen eines bestimmten Anthocyans in einer Pflanze ist auf genetische Umstände zurückzuführen. ”
(Quelle: Wikipedia-Artikel “Anthocyane”, Abschnitt “Vorkommen”)
Zu deiner Frage: D.h. dass nicht nur äussere Einflüsse und der Vegetationszustand, sondern auch genetische Faktoren die Ausbildung der Anthocyane bzw. deren Fehlen beeinflussen. Auch ist die Farbänderung der Anthocyane ph-abhängig. Auch die (bisher unbeantwortete) Frage betreffend Trifolium repens cf. von Maria Merz vom 28. Februar 2025 im Thread “Entdeckung des Tages” muss dahingehend beantwortet werden. Auf ihrer Aufnahme sind auch einzelne grüne Blättlein zu sehen. Was im Einzelnen den Ausschlag gibt, ist schwierig zu beurteilen. Beim Frühaustrieb von Pflanzen findet sich das Phänomen aber ziemlich häufig, so sah ich bereits Anfang Februar eine erste blühende Anemone nemorosa auf 870m ü.M. Ohne die Jugendanthocyane wären ihre Blättlein sicher versengt worden in dieser Exposition.
Was man vielleicht noch hinzufügen könnte ist, dass es ein Enzym gibt, dass die Anthocyane abbaut. Fehlt dieses Enzym, bleiben die Blätter rot. In der Pflanzenzüchtungen werden Pflanzen, denen dieses Enzym fehlt, zur Züchtung von Blutbuchen, -haseln usw. verwendet.
Neben Bestimmungsanfragen sind es genau solche Fragestellungen und Diskussionen, die das Open-Flora-Forum für mich so wertvoll machen. Vielen Dank für die umfassenden Erklärungen! Thomas
Da kann ich Thomas absolut zustimmen!!