Eigentlich bin ich bei der Bestimmung auf Rhinanthus glacialis gekommen, aber die gerade (statt stark gekrümmte) Kronröhre verunsichert mich. Was meint ihr dazu?
ulala, knifflige Gruppe! Zottiger Klappertopf (Rhianthus alectorolophus) und Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor) sind bestimmbar - bei den anderen Taxa mache ich gerne einen weiten Bogen...
Diese Publikation hilft bei deinem Fund vielleicht weiter: Nawrath, S. & Buttler, K.P. 2000: Rhinanthus glacialis in Hessen. Mit Hinweisen auf brauchbare Bestimmungsmerkmale der in Hessen heimischen Rhinanthus-Arten. Botanik und Naturschutz in Hessen, 12: 97–111. https://www.zobodat.at/pdf/Botanik-Naturschutz-Hessen_12_0097-0111.pdf -> Tolle Zusammenstellung der Merkmale. Zum Beispiel auf Seite 104 die Blüten-Schattenrisse der Taxa: Bei Rhinanthus glacialis mit offenem Schlund - bei Rhinanthus serotinus mit geschlossenem Schlund. Und die Form der Kronröhre nicht ganz so eindeutig wie die Bestimmungsliteratur manchmal suggeriert...
Apropos Literatur: Mir leuchtet das Konzept des Taxonyms ein, siehe Fischer, M.A. 2015 "Was ist ein Taxonym?" -> Zu jedem Pflanzennamen gehört eine klare taxonomische Referenz, d.h. die Angabe, mit welchem Werk die Pflanze bestimmt wurde. Gerade bei Rhianthus habe ich den Verdacht, dass je nach verwendetem Schlüssel bei den gleichen Pflanzen ein anderer Name rauskommt - oder der gleiche Name für unterschiedliche Taxa…. und die Merkmale nie richtig stimmen wollen. Eine korrekte Ansprache wäre aber wichtig: Rhinanthus angustifolius ist auf der Roten Liste 2016 als "VU" (verletzlich) eingestuft, Rhinanthus glacialis als "LC" (least concern).
Und diese Publikation einfach als Hintergrundinfo, nicht bestimmungs-relevant :-)
Der Kleine Klappertopf (Rhinanthus minor) ist nicht ein obligatorischer Hemiparasit (Halbparasit), sondern "nur" ein fakultativer: Wurde die Wirtspflanze entfernt, wuchsen sie die Pflanzen weiter - zwar weniger munter, aber sie schlugen sich alleine ohne angezapfte Wirtspflanze ganz tapfer.
Jiang, F. et al. 2007: Growth and development of the facultative root hemiparasite Rhinanthusminor after removal of its host. Functional Plant Biology 34: 237–245 open source auf researchgate.net
Vielen Dank für diese spannende Publikation. Muss ehrlich gestehen, je länger ich mich damit befasse, desto schwerer fällt mir die Artabsprache zwischen Rhinanthus glacialis, Rh. angustifolius (und auch wenn nicht weit verbreitet: Rh. antiquus). Dass mit gebogene Kronröhre viel mehr die nach oben gestreckte Oberlippe gemeint ist, habe ich noch fast vermutet. Meiner Meinung nach zeigt diese Publikation schön, dass die Kronröhre nicht wirklich zur Bestimmung nützlich ist. Auch die Tragblätter scheinen sehr zu variieren und von den gängigen Literaturen abzuweichen. Da Rothmaler und Flora Vegetativa das Augenmerk auf die Begrannung der Tragblätter legen, hoffe ich mit diesem Merkmal mehr Erfolg zu haben. Jedoch kann ich bei meinem Exemplar nicht abschliessend sagen, ob die Tragblätter nun begrannt sind oder nicht (eher wie zugespitzt?), wobei die Form tendenziell zu Rh. glacialis passt. Spannend ist es, ich werde wieder darauf zurückkommen, wenn ich ein paar Rhinanthus-Arten mehr entdeckt habe.
3 Réponses
Hoi Nadine
ulala, knifflige Gruppe! Zottiger Klappertopf (Rhianthus alectorolophus) und Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor) sind bestimmbar - bei den anderen Taxa mache ich gerne einen weiten Bogen...
Diese Publikation hilft bei deinem Fund vielleicht weiter:
Nawrath, S. & Buttler, K.P. 2000: Rhinanthus glacialis in Hessen. Mit Hinweisen auf brauchbare Bestimmungsmerkmale der in Hessen heimischen Rhinanthus-Arten. Botanik und Naturschutz in Hessen, 12: 97–111.
https://www.zobodat.at/pdf/Botanik-Naturschutz-Hessen_12_0097-0111.pdf
-> Tolle Zusammenstellung der Merkmale. Zum Beispiel auf Seite 104 die Blüten-Schattenrisse der Taxa: Bei Rhinanthus glacialis mit offenem Schlund - bei Rhinanthus serotinus mit geschlossenem Schlund. Und die Form der Kronröhre nicht ganz so eindeutig wie die Bestimmungsliteratur manchmal suggeriert...
Apropos Literatur: Mir leuchtet das Konzept des Taxonyms ein, siehe Fischer, M.A. 2015 "Was ist ein Taxonym?"
-> Zu jedem Pflanzennamen gehört eine klare taxonomische Referenz, d.h. die Angabe, mit welchem Werk die Pflanze bestimmt wurde.
Gerade bei Rhianthus habe ich den Verdacht, dass je nach verwendetem Schlüssel bei den gleichen Pflanzen ein anderer Name rauskommt - oder der gleiche Name für unterschiedliche Taxa…. und die Merkmale nie richtig stimmen wollen. Eine korrekte Ansprache wäre aber wichtig: Rhinanthus angustifolius ist auf der Roten Liste 2016 als "VU" (verletzlich) eingestuft, Rhinanthus glacialis als "LC" (least concern).
Und diese Publikation einfach als Hintergrundinfo, nicht bestimmungs-relevant :-)
Der Kleine Klappertopf (Rhinanthus minor) ist nicht ein obligatorischer Hemiparasit (Halbparasit), sondern "nur" ein fakultativer: Wurde die Wirtspflanze entfernt, wuchsen sie die Pflanzen weiter - zwar weniger munter, aber sie schlugen sich alleine ohne angezapfte Wirtspflanze ganz tapfer.
Jiang, F. et al. 2007: Growth and development of the facultative root hemiparasite Rhinanthus minor after removal of its host. Functional Plant Biology 34: 237–245
open source auf researchgate.net
Lieber Gruss, Muriel
Liebe Muriel
Vielen Dank für diese spannende Publikation. Muss ehrlich gestehen, je länger ich mich damit befasse, desto schwerer fällt mir die Artabsprache zwischen Rhinanthus glacialis, Rh. angustifolius (und auch wenn nicht weit verbreitet: Rh. antiquus). Dass mit gebogene Kronröhre viel mehr die nach oben gestreckte Oberlippe gemeint ist, habe ich noch fast vermutet. Meiner Meinung nach zeigt diese Publikation schön, dass die Kronröhre nicht wirklich zur Bestimmung nützlich ist. Auch die Tragblätter scheinen sehr zu variieren und von den gängigen Literaturen abzuweichen. Da Rothmaler und Flora Vegetativa das Augenmerk auf die Begrannung der Tragblätter legen, hoffe ich mit diesem Merkmal mehr Erfolg zu haben. Jedoch kann ich bei meinem Exemplar nicht abschliessend sagen, ob die Tragblätter nun begrannt sind oder nicht (eher wie zugespitzt?), wobei die Form tendenziell zu Rh. glacialis passt. Spannend ist es, ich werde wieder darauf zurückkommen, wenn ich ein paar Rhinanthus-Arten mehr entdeckt habe.