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Griffelbehaarung von Campanula trachelium

Nadline
Nadline 22.06.2023

Wisst ihr, warum der Griffel von Campanula trachelium nach der Befruchtung stärker behaart ist (steckt da noch eine weitere Bestäubungsmethode dahinter oder ist der Griffel bereits schon so behaart und man erkennt es besser mit abstehenden Haaren)? Bin gespannt, was ihr dazu meint.

22.06.2023; Griffel abstehend, flaumig behaart, v.a. im unteren Teil (Nadline)
22.06.2023; Griffel anliegend, nur leicht behaart, auch die Narbenäste (Nadline)

2 Réponses

Oh sehr toll, merci @Nadline :-))

Die Behaarung des Griffels hat mit der Bestäubung resp. der Präsentation des Pollens bei den Glockenblumen zu tun:

Die dicht stehenden Haare auf dem mittleren und oberen Teil des Griffels werden "Sammelhaare" (collecting hairs), Griffelhaare oder Fegehaare genannt. Noch in der Knospe öffnen sich die Staubbeutel und entleeren die winzigen Pollenkörner auf den behaarten Griffel. 

Öffnet sich die Blüte, befindet sie sich zuerst in der männlichen Phase (1. Foto von Nadline): die Narbenäste an der Spitze des Griffels sind noch geschlossen, während die Pollenkörner auf und zwischen den Sammelhaaren festsitzen. Nun ziehen sich die Sammelhaare zurück (resp. es erfolgt eine Einstülpung der Haare ins Gewebe des Griffels, eine "handschuhfingerartige Einstülpung") und als Folge fallen die Pollenkörner als grössere oder kleinere Pakete, d.h. portioniert, auf die besuchenden Insekten herab (Leins & Erbar, 2008: Blüte und Frucht). Erst wenn die Haare eingezogen und die Pollen-Päckchen auf die Insekten gerieselt sind, folgt die weibliche Phase (dann mit glattem Griffel, da Haare eingezogen und Pollen heruntergefallen, 2. Foto): Die drei Narbenäste öffnen sich und sind parat für Pollen von anderen Blüten. 

Voilà :-) Ein perfektes Beispiel für "vor-männliche" Blüten (sogenannte Proterandrie).
Ziel der ganzen Übung: Sicherstellung der Fremdbestäubung.

Wunderbare Fotos und detaillierte Infos finden sich in der Publikation von Erbar & Leins (1989). Herzlichen Dank @Claudia Erbar!

Erbar, C., Leins, P. 1989: On the early floral development and the mechanisms of secondary pollen presentation in Campanula, Jasione and Lobelia. Bot. Jahrb. Syst. 111/1: 29–55
open source auf researchgate.net

Leins, P. & Erbar, C. 2008: Blüte und Frucht – Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Phylogenie, Funktion, Ökologie. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung. Stuttgart

Liebe Muriel

Wow, voll spannend! Vielen Dank für diese ausführliche Antwort und die Papers dazu (ganz schöne Bilder) :-)