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nothosubsp. alternifolium oder nothosubsp. heufleri

Cortusa
Cortusa 14.10.2022

Das müsste ja schon fast  Asplenium ×alternifolium sein? Ich habe noch nie einen gesehen. Insider haben mir verraten, dass man die noch in Unterarten unterteilen kann (auch wenn Infoflora die Unterscheidung noch nicht macht ), je nach Eltern. A.  septentrionale  ist klar, aber ich bin nicht sicher ob ich A. trichomanes subsp. trichomanes oder  A. trichomanes subsp. quadrivalens gefunden habe.  Von derGrösse her käme wohl auch A. t.  subsp. quadrivalens in Frage, aber der Stengel ist für mich eindeutig rot, also A.  t. trichomanes?

Wer ist eigentlich Vater und wer Mutter?

Den Felsen habe ich als Silikat eingeschätzt, aber was macht dann massenweise A. ruta-muraria auf dem gleichen Felsen? Wenn ich clever gewesen wäre, hätte ich den pH gemessen, könnte ich notfalls nachholen.

Fundort: Nähe Ardez, 1380müM

A. t. trichomanes oder quadrivalens? (Cortusa)
A. t. trichomanes oder quadrivalens? (Cortusa)
A. t. trichomanes oder quadrivalens? (Cortusa)
A. t. trichomanes oder quadrivalens? (Cortusa)
A. t. trichomanes oder quadrivalens? (Cortusa)

6 Réponses

Also, der Asplenium trichomanes ist wohl quadrivalens, auch wenn trichomanes s.str. dort auch vorkommen sollte. Zu erkennen an den gezackten Oberseiten der Rachisleisten, die man in grosser Vergrösserung auf den Fotos sogar sehen kann.

Zu den “Unter”arten bei A. x alternifolium: alternifolium ist die Kreuzung aus A. septentrionale und A. trichomanes s.str., heufleri jene aus A. septentrionale und A. quadrivalens. Heufleri ist in CH deutlich häufiger, in Frankreich ist nach Prelli & Boudrie alternifolium häufiger. Die Unterscheidung ist sehr schwierig. Am besten orientiert man sich an den Elternarten, die vorhanden sind, was hier für heufleri sprechen würde. Heufleri hat mehr Fiedern (4-10 Paare), kürzere und breitere Segmente, die braune Rachis reicht weiter aufwärts, bis jenseits des untersten Fiederpaares. Spricht also alles für heufleri.

Herzlichen Dank für die Info! Dann ist die Farbe der Blattspindel wohl kein zuverlässiges Bestimmungsmerkmal? Ich sehe gerade, dass auf dem Foto bei Infoflora A. trichomanes subsp. trichomanes eine rabenschwarze Blattspindel hat. Der Begriff Rachisleiste ist mir nicht bekannt, Google hat auch nicht geholfen, das sind die “Seitenwände” der Ballspindel die diese zur “Bobbahn” machen?
Das mit der “Häufigkeit in der Schweiz” ist im Engadin nicht so zuverlässig. Einerseits weil das Engadin botanisch oft eher zum Südtirol gehört und anderseits weil bis jetzt erst eine einzige trichomanes Sup Specie gemeldet worden ist, ausser meinen, die ich vielleicht alle falsch bestimmt habe. A. quadrivalens wäre dann der erste im ganzen Engadin (und heufleri damit auch). Dann muss ich wohl nochmals alle meine Fundorte besuchen und mir die Rachisleiste anschauen. ;-)      

Spannend! Und ja, Engadin ist oft komisch …

Schau dir doch zu den (Unter)Arten bei Asplenium trichomanes mal den Artikel im FernFolio an: https://farnfreunde.ch/wp-content/uploads/2022/01/FernFolio_02_ganzes_heft.pdf

Diese Taxa sind total unjterkartiert, da lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Zu den Rachisleisten: ja, das sind die “Wände” der Bobbahn auf der Oberseite der Rachis. Bei A. trichomanes s.str. liegen die Zellen auf der Oberkante flach nebeneinander, so dass eine mehr oder wenige glatte Kante entsteht (unteres Foto). Bei quadrivalens und allen anderen (Unter)Arten liegen die Zellen schräg aufeinander (dachziegelförmig), so dass die Oberkante gesägt ist (oberes Foto). Hinzu kommen noch weitere Merkmale wir Grösse der Fiedern (trichomanes s.str. ist kleiner) und Habitat (trichomanes s.str. ist nur auf saurem Gestein; quadrivalens ist gesteinsvage). Mehr dazu im FernFolio …

(Michael Kessler)

Hoi Cortusa

Toller Fund! 

Ich tippe bei deiner Pflanze wie Michael auch auf x heufleri. Die im unteren Teil dunkle (= nicht grüne) Blattspindel und die mehrheitlich +- gegenständigen Fiedern scheinen mir die besten Merkmale für dieses Taxon zu sein. Bei der nothosubsp. alternifolium ist die Blattspindel grün (höchstens ganz am Grund nur auf der Unterseite etwas braun) und die Fiedern sind wechselständig. Wichtig beim Merkmal der gegen- oder wechselständigen Fiedern ist, dass nicht nur ein Wedel angeschaut wird, sondern mehrere Wedel der Rosette beurteilt werden. Ein einzelnes wechselständiges Fiederpaar macht noch keinen x alternifolium.

x heufleri hab ich erst 1x in der Schweiz gefunden - x alternifolium scheint mir regelmässig aufzutreten und ist vermutlich unterkartiert. Mein Verbreitungs-"Eindruck" deckt sich damit mit den Angaben von Rémy Prelli & Michel Boudrie für Frankreich (Les Fougères et plantes alliées d'Europe; biotope éditions, 2021 - ein supertolles Buch!).
@Michael Kessler, hast du x heufleri im Unterschied zu x alternifolium in der CH häufiger gesehen? Im Tessin? 

Im Wiki gibt's weitere Infos & Fotos zu Asplenium x alternifolium und den beiden Nothosubspezies: https://www.openflora.ch/de/wiki/asplenium-talternifolium-334.html (inkl. deinem Fund, @Cortusa).

Apropos Asplenium ruta-muraria auf deinem Felsen: Diese Art wächst zwar oft auf kalkreichen bis neutralen Böden resp. in Mauerritzen, scheint aber auch in Silikatfelsspalten ganz gut zu gedeihen. Ich hab sie diesen Sommer in der Mauer des Stockalperturms Äbi in der Gondoschlucht gesehen, munter zwischen Silikatplatten wachsend: https://www.openflora.ch/de/wiki/asplenium-ruta-muraria-763.html > im Moment das letzte Foto unter "Wuchsform".
Auch hier https://www.openflora.ch/de/forum/asplenium-baby-id-759.html wurde A. ruta-muraria von Hepi neben A. septentrionale auf saurem Gestein gefunden.
Pflanzen lesen die Bestimmungsbücher nicht so genau :-)

P.S.
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Lieber Gruss
Muriel

Cool! Für mich ist das eindeutig A. x heufleri, welcher meiner Meinung nach in CH sehr viel seltener ist (schon viel gesucht, noch nie gesehen) als A. x alternifolium (zumindest Tessin ist voll damit). Witzig finde ich, dass man anhand der Hybriden die Ploidie der Eltern erkennt: A. septentrionale ist tetralpoid (Genomformel ssss) und A. trichomanes ist diploid (tt), somit ist A. x alternifolium (sst) morphologisch näher bei A. septentrionale, weil sein triploides Genom doppelt so viel A. septentrionale-Anteile wie A. trichomanes-Anteile enthält. Bei A. x heufleri (sstt), halten sich die Genomanteile die Waage, wegen dem tetraploiden A. quadrivalens (tttt).

Hier noch drei Fotos von A. x alternifolium zum Vergleich. Alle aus derselben Population (2.8.2018, Puschlav, Viano). @Michael, von mehreren solchen Populationen hätte ich noch DNA und ein paar GB ddRAD-seq-Daten, die ich mal „mitlaufen“ lassen hab, ohne sie ernsthaft auszuwerten. Vielleicht könnte man damit sogar @Cortusas Vater-Mutter-Frage beantworten? Bei Interesse kannst dich melden. ;-) 

Herzlichen Dank an alle drei Experten für Infos, PDF’s und Links! 

Asplenium ruta-muraria habe ich nur einmal (bewusst) auf nicht kalkreichem Untergrund gefunden. In der Clemgia-Schlucht bei Scuol auf Serpentenit. Aber Serpentenit mögen ja die Hardcore-Kalkfans. Zusammen mit:

Asplenium viride (grosser Abwesender: Asplenium trichomanes)
Potentilla caulescens
Teucrium montanum
Gypsophila repens
Kernera saxatilis
Viola pinnata

Also eine Vollversammlung der Arten mit einer RZ von 5 (gemäss Landolt)

Wenn wir schon beim Thema Asplenium-Baby sind. Bei Gonda (unterhalb Sent, zwischen Kantonsstrasse und Inn) gibt es eine schöne Geröllhalde (Gneis pur), auf ca. 1 ha ist alles voll von A. septentrionale und A. trichomanes. Oft durcheinander wachsend. Aber auch nach 3 Stunden nichts gefunden was wirklich nach A. ×alternifolium aussah (wie ist das möglich?). Ausser etwas, was eher wie ein (langes) Baby von A. septentrionale aussieht (A. ruta-muraria kommt diesmal nicht in Frage, kein einziges Exemplar gesichtet). Ich konnte aber diese Babys in A. septentrionale-Büscheln sonst nicht finden. An zwei Stellen, beide mal in einer dunklen Ritze. Könnte Lichtmangel der Grund für die seltsame Blattform  sein? Nach A. ×alternifolium sieht es nicht wirklich aus.  

Hat der A. trichomanes in dieser Geröllhalde gezackten Oberseiten der Rachisleisten oder nicht? Siehe Fotos unten. Ich würde sagen, meistens nicht, lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Wenn ich das mal so halbwegs im Griff habe, besuche ich alle vermeintlichen Asplenium trichomanes L. subsp. trichomanes nochmals. An 2-3 Stellen haben ich den Eindruck, dass der Untergrund mässig sauer ist, es also auch durchaus Asplenium trichomanes subsp. quadrivalens sein könnte.

Asplenium-Baby? (Gonda) (Cortusa)
Asplenium-Baby? (Gonda) (Cortusa)
Asplenium-Baby? (Gonda) (Cortusa)
(Cortusa)
ich sehe keine Zacken (Cortusa)
könnten das Zacken (Bildmitte) sein (Cortusa)
auch keine Zacken? (Cortusa)
hier auch nicht? (Cortusa)