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Rein weisse Farbvarianten bei Campanula und Mellitis

ThUl
ThUl 24.08.2024

Hallo zusammen

Vielleicht noch 2 interessante Fundbeobachtungen aus dem Waadtländer Jura

(1) Immenblatt (Melittis melissophyllum) (25.5.24) - rein weisse Form

Während bei uns im Solothurner und Aargauer Jura die Art mit rötlichen Blüten dominant ist und rein weisse eher eine Seltenheit, so haben wir im Waadtländer Jura fast ausschliesslich weisse Blühformen gefunden. Gelegentlich waren die Blüte rosa überhaucht und ganz selten intensiver rötlich.

(2) Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) (13.7.24)

Vergleichbares fanden wir bei der Campanula – die weisse Blühform dominierte deutlich über der blauen Form. In unserem Jurateil sind die weissen Formen eher selten.

Kennt jemand von euch allfällige Gründe für das vermehrte Auftreten der weissen Formen?

Ich wage hier die Vermutung einer möglichen Selektion über die Bestäuber????
Wir haben Hummeln beim Blütenbesuch beobachtet, weitere mögliche Bestäuber haben wir nicht evaluiert.

Gruss

Thomas

25.05.2024 Immenblatt (Melittis melissophyllum) (ThUl)
13.07.2024 Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) (ThUl)

3 Réponses

Ich kann dir keine eindeutige Antwort liefern, habe aber hier auch Bilder von weissblütigen Individuen publiziert und erhielt aus dem Forum zahlreiche Hinweise (Danke an alle!), daher mein Interesse an deiner Fragestellung.

 Bei deinen Arten ist die weisse Blütenfarbe in der Artbeschreibung auf Infoflora erwähnt: «violettblau bis lila, selten weiss» bei C. trachelium, «Krone rosa oder weiss» bei M. melissophyllum.

Die Webseite Albiflora beschäftigt sich mit weissen Formen von Orchdeenblüten. Im Literaturverzeichnis des Grundlagentextes auf dieser Seite ist eine Arbeit erwähnt, die deine Frage diskutiert: Rausher, Mark. (2008). Evolutionary Transitions in Floral Color. International Journal of Plant Sciences - INT J PLANT SCI. 169. 10.1086/523358.  In deren Abstract findet sich sinngemäss der folgende Satz: «Die gängige Meinung ist, dass ein großer Teil dieser Übergänge die Anpassung an neuartige Bestäuberregime widerspiegelt. Im Gegensatz dazu deuten neuere Forschungsergebnisse darauf hin, dass viele dieser Übergänge stattdessen möglicherweise durch Selektion vorangetrieben wurden, die durch nicht bestäubende Selektionsfaktoren auferlegt wurde.“

Vielleicht hilft dir das Ergebnis dieser kurzen Recherche weiter beim Bearbeiten deiner Frage.
Gruss Thomas

Hallo Thomas

Danke für deine schnelle Antwort, ich werde mir den spannenden Artikel Rauscher(2008) (habe ihn bereits kurz überflogen) nun intensiver vornehmen und weiter recherchieren.

Die Tatsache, dass bei rot oder blau blühenden Pflanzen eine variable Intensivierung von weiss bis tief gefärbt gelegentlich auftritt, hat mich schon immer fasziniert und ist mir bewusst.

Beispiel Orchis mascula (siehe Bild) unter zig-Hunderten, die wir in diesem Jahr gefunden haben, eine absolut rein weisse ohne jegliche rot-Färbung in der Blüte, im Stängel und Blättern. Aber eben nur ein Exemplar. Auch bei bei Anacamptis morio oder Anacamptis pyramidalis finden sich gelegentlich einzelne Individuen mit weisser Blüte.

Was mich bei den beiden in der Anfrage gezeigten Arten stark verwundert, ist die nahezu Ausschliesslichkeit der Farbvarianten. Um bei der Infoflora-Beschreibung zu bleiben, würde ich die Populationen als «weiss, selten violettblau bis lila» charakterisieren.

Bin mal gespannt, was ich noch herausfinden werde.

Gruss Thomas

Ein rein weisse Form unter zig-Hunderten "normal" gefärbten (sowie weniger als 20 rosa gefärbte Farbvarianten), die wir diesen Jahr gefunden haben. (ThUl)
  • Orchis mascula subsp. mascula
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Hallo Thomas
Hochspannend - vor allem die, wie du schreibst, nahezu Ausschliesslichkeit der Farbvariante! Ich würde mich sehr freuen, von den Ergebnissen deiner Recherche zu lesen.
Gruss Thomas