Liebe OpenFlora-Community
Letztes Jahr haben wir in einer Gartenecke einen Buxus sempervirens entfernt und die offengelegten wenigen Quadratmeter unbepflanzt gelassen. Noch im gleichen Jahr kamen, schön zahlreich, die Senecio vulgaris. Im Herbst wurden sie dem Quartierfrieden zuliebe eliminiert. Nicht alle Menschen reagieren gleich entspannt, wenn herumschwebende Pappuswolken in der Abendsonne leuchten.
Im Frühling dann folgte Setaria, so richtig üppig. «Viridis» dachte ich mir, was sonst. Bald einmal zog ein rötlicher Schimmer über die Ähren. Rötlicher Schimmer? Was bleibt da anderes übrig, als brav die Bestimmungsschlüssel durchzugehen (Hess et al. 2010, Rothmaler 2017, FloraWiki Manuskript Setaria 2018). Und jedes Mal lautete das Ergebnis verticilliformis:
- Ähren plusminus aufrecht, womit faberi wegfällt;
- Halm höchstens 3 mm dick und Rispe höchstens 12 mm dick, womit italica wegfällt.
- Borstenzähnchen gegen vorne gerichtet, womit verticillata wegfällt;
- Borsten einzeln unter den Ährchen, letztere in kleinen Rispen an der Hauptachse und die oberen Hüllspelzen so lang wie die Deckspelzen, womit pumila und parviflora wegfallen;
- Borsten die Ährchen um höchstens 3 mm überragend und Hauptachse mit ca. 0.1-0.2 mm langen Haaren besetzt, womit viridis wegfällt.
- Borsten zur Spitze hin rötlich überlaufen und unterste Ährchenäste teilweise deutlich abgerückt, was beides zusätzlich für verticilliformis spricht.
Beigefügt findet ihr die Fotos, aufgenommen in den vergangenen Tagen.
Meine Fragen an euch: Liege ich mit meiner Bestimmung richtig – oder doch nicht? Habe ich irgendetwas übersehen bzw. in den Beschreibungen falsch verstanden? Und falls die Zuordnung richtig sein sollte: Gibt es eine plausible Hypothese, wieso diese Art, welche ja hierzulande nicht gerade an jeder Ecke vorzukommen scheint, die oben beschriebene Kleinfläche in Beschlag genommen hat? Der Garten befindet sich in einem – wie soll ich schreiben – eher traditionell begärtnerten Wohnquartier in Gossau SG.
Gespannt warte ich auf eure Rückmeldungen.
SW
5 Réponses
Cool, danke für das Teilen des hübschen Funds! Ja, ich würde aufgrund des Habitus (nicht verklettete Ährenrispen mit abgerückte Ästen, und eher Kurzbostig) auch S. verticilliformis vermuten und die Schlüssel konsultieren.
Ich finde, Deine Bestimmung passt. Was finden fie anderen?
Solche einjährigen Ruderalgräser sind richtige Vagabunden und tauchen gern mal an unerwarteten Orten auf. :)
Vielen Dank für die Rückmeldung. Der Satz mit dem Herumvagabundieren gefällt mir - ja, wirklich unerwartet, vor allem so dominierend. Falls jemand Samen oder ein Belegexemplar wünscht: gerne melden.
Herzlichen Dank für die tollen Fotos von Setaria verticilliformis @SW! Ja, absolut einverstanden mit der Bestimmung. Auf den ersten Blick sieht Setaria verticilliformis der S. verticillata sehr ähnlich – bestes Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Arten scheint mir die Ausrichtung der Zähnchen auf den Borsten zu sein (zur Spitze = nach vorne gerichtet bei S. verticilliformis; rückwärts = nach unten gerichtet und deshalb "klettenartig" bei S. verticillata).
Ich habe die Merkmale im Wiki zusammengestellt und das Art-Porträt von S. verticilliformis mit deinen Fotos (+ deinem Copyright) illustriert.
Manchmal tauchen im Siedlungsgebiet, zB infolge Bauarbeiten, seltene Ackerarten auf, die jahrzehntelang als Samenbank im Boden gespeichert waren (zB.Papaver dubium) In der Intensivlandwirtschaft sind diese Samenvorräte meist durch regelmässiges Pflügen, Herbizide etc aufgezehrt.. Gruss Thomas
Wohl eine förderwürdige Art, nähm gern etwas Samen, meine Adresse: Thomas Müller Gustav-Heinrich-Weg 6 8038 Zürich