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Wasserschraube (Vallisneria spiralis)? Lago di Como

Jonas Brännhage
Jonas Brännhage 15.09.2024

Hallo zusammen

würdet ihr hier auch Vallisneria spiralis sagen? Der Fund vom Lago di Como bei Lecco und stammt vom Juli 2022. Ähnlich wäre ja Alisma gramineum (mit ganzrandigen Blättern). Ich meine auf den etwas unscharfen Fotos etwas gezähnte Blattränder zu erkennen…
In meiner 5. Auflage der FLora Helvetica galt die Wasserschraube in der Schweiz noch als Neophyt. Mittlerweile wird sie als heimisch eingestuft und als potenziell gefährdet auf der Roten Liste geführt. Auf welcher Erkenntnis dieser Wandel echt beruht?

  • Vallisneria spiralis
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18.07.2022 (Jonas Brännhage)
18.07.2022 (Jonas Brännhage)
18.07.2022 (Jonas Brännhage)
18.07.2022 (Jonas Brännhage)
18.07.2022 (Jonas Brännhage)
18.07.2022 (Jonas Brännhage)
18.07.2022 (Jonas Brännhage)

2 Réponses

Lieber Jonas

Ja, es dürfte sich hier um die Wasserschraube handeln (Vallisneria spiralis), eine als Aquarienpflanze eingeschleppte tropische, wärmeliebende Art, die im Tessin als eingebürgert gilt, nördl. der Alpen sicher neophytisch, z.B. am Bielersee je ein Bestand am Heidenweg N (Tauchtransekt) und bei Marnin (Flächenkartierung) gemäss „Wasserpflanzen im Bielersee Kartierung 2015“.
Im Lago Maggiore gibt es nachgewiesenermassen Stellen, wo der Seeboden vollkommen zugewachsen ist von Wasserschrauben.

Da mich Wasserpflanzen interessieren, habe ich dazu etwas recherchiert. Hier was ich herausfand: Das Problem ist, dass Vallisneria spiralis eine "klassische", seit den Anfangszeiten der Aquaristik (also dem 19. Jh.) bekannte Aquarienpflanze ist. Wahrscheinlich ist es nur schon deshalb schwierig, das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser Wasserpflanze mit dem eigentümlichen Bestäubungsvorgang zu eruieren. Sie kommt aber in Afrika, den wärmeren Teilen Europas (z.B. Italien!) und wahrscheinlich auch in Vorderasien in stehenden und fließenden Gewässern vor, breitet sich in Europa aber auch in den nördlicheren Gebieten aus.

Hegi schrieb schon 1906 (!) in seiner Flora zur Verbreitung (mit Bezug zu Mitteleuropa):

„Selten auf dem Grunde von stehenden oder fliessenden Gewässern, nur am westlichen und südlichen Fusse der Alpen......in der Schweiz einzig im Tessin im Luganersee (Ponte Tresa, Torrazza, Agno, Morcote, Paradiso, Capolago) und im Lago maggiore.“
(Band I  p. 161)

Wenn also die Art in Italien als heimisch angesehen wird, wieso sollten die Bestände im Südtessin (nur diese!) dies nicht auch sein bzw. eine Ausstrahlung von dort? Wenn sie dahin verschleppt wurden, dann muss dies vor sehr langer Zeit geschehen sein, wenn sie schon vor weit über hundert Jahren dort bekannt waren. Es ist nun eine Definitionsfrage, ab wann eine eingeschleppte Art als eingebürgert gelten kann, und ab wann als heimisch. Aber vielleicht weiss sonst jemand mehr dazu.

Das Ganze wird noch komplizierter durch den Umstand, dass V. spiralis eine sehr variable Art ist. Je nach Variante sind die Blätter 5 bis 15 mm breit, die Maximallänge ist 2,5 m. Von dieser Art gibt es in Kultur verschiedene Formen mit glatten oder schraubig gedrehten, unterschiedlich lang werdenden Blättern unter einer Anzahl von Handelsbezeichnungen.
Der Name Vallisneria spiralis (ohne Zusatz) wird im Aquarienhobby und -handel meistens für Vallisnerien mit glatten, nicht allzu breiten Blättern verwendet. Doch ist es keineswegs sicher, ob diese Pflanzen dann tatsächlich immer zu dieser Art gehören. So sind aus Malaysia importierte Pflanzen mit dem Label "V. spiralis" mittels DNA-Analyse als Vallisneria densiserrulata identifiziert worden (!)
Vallisneria spiralis ist nur schwer von anderen Arten zu unterscheiden, überhaupt scheint die Artenbestimmung innerhalb der Gattung Vallisneria problematisch zu sein, nicht zuletzt weil die Arten sehr variieren können. Für die Verwendung als Aquarienpflanze ist es ja auch nicht besonders wichtig, welche Art man tatsächlich pflegt. Wenn aber solche Exemplare freigesetzt wurden im Verlaufe der letzten Jahrzehnte, dann wird's heikel……

Lieber Kilian

Wow, vielen herzlichen Dank für die sehr ausführliche Antwort! Vermutlich müsste mal eine grössere populationsgenetische Studie über ganz Europa inkl. in der Aquaristik verwendeter Formen durchgeführt werden. Dass die Bestände im Südtessin heimisch sind, scheint mir aufgrund des (angenommenen) Status in Italien aber ebenfalls eine plausible Annahme zu sein.

Im Tessin habe ich die Wasserschraube bislang noch nicht gesehen, habe mich aber auch noch nie darauf geachtet. Wer weiss, wenn's mir zeitlich mal noch reicht diesen Herbst (leider sehr schwierig…), packe ich die Taucherbrille ein und fahre für einen Tag mal wieder in's Tessin :-)