• Forum
  • Quale spermatofita?

Colchicum autumnale im Heu?

Gregor Kozlowski
Gregor Kozlowski 09.01.2023

Sind das Colchicum-Pflanzen im Heu? Bleiben sie sehr giftig auch im trockenen Zustand?

Danke im Voraus für die Infos.

(Gregor Kozlowski)
(Gregor Kozlowski)

4 Risposte

„Blütenknospe“ und Blatt auf dem ersten Bild scheint mir typisch zu sein. Mir kommt gerade nichts anderes in den Sinn als Colchicum. Bin mir nicht sicher über den Entwicklungsstand während der Heuernte ( „Knospe“ bereits im Frühjahr vorhanden, ausgewachsene Blüte im Spätsommer, Herbst)

Walter DIETL (2003, Wiesen- und Alpenpflanzen, Erkennen an den Blättern, Freuen an den Blüten) schreibt: 

Merkmale: …sehr bitter schmeckend…

Futterbaulicher Wert: stark giftig; alle Pflanzenteile, besonders Knolle und Samen, enthalten das giftige Alkaloid Colchicin; bis 2% im Futter sind die Pflanzen kaum schädlich; durch das Trocknen nimmt die Giftigkeit leicht ab; Pferde und Jungrinder sind empfindlicher als Kühe, Schafe und Ziegen; Achtung: Das Colchicin erscheint jedoch wieder in der Milch; bei Kühen kann eine tägliche Menge von 1500g tödlich sein. Symptome: Zittern, Krämpfe, Kolik, blutiger Durchfall, Blutharnen, Lähmung, Tod.

Bestandeslenkung: zurückdrängen durch kurzen (2-4 Tage) Pflegeweidegang im Frühling - nur mit Kühen! ; anschliessend die Flächen säubern; es wird dringend abgeraten, mit jungen Tieren zu weiden; sie sind empfindlicher und fressen oft die bitteren Giftpflanzen.

Vielen herzlichen Dank!!  und lieber Gruss

Spannend finde ich diesbezüglich auch, dass die Kühe sich für den Pflegeweidegang so gut eignen, weil sie lernen, welche Kräuter giftig bzw. ihnen nicht guttun und welche schon (so auch eine Selbstmedikation möglich). Jungtiere können das noch nicht und neigen dazu, masslos oder zu viel von denen zu fressen. Deshalb hat es auf den abgegrasten Kuhweiden stehengelassene Ranunculus acris s.i. und auch C. autumnale oder andere ungeniessbare. Diese können dann durch den Pflegeschnitt entfernt werden, damit sie im zweiten Durchgang je nach Pflanzenart weniger vorhanden sind.

  • Ranunculus acris
    0 0

Hoi Gregor

Ja, ich denke bei deinen Heu-Pflanzen auch an Colchicum, konkret an die Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale) falls es sich um "Mittelland-Heu" handeln sollte – falls es Walliser Heu ist, hätte ich noch die sehr ähnliche Alpen-Zeitlose (Colchicum alpinum) auf dem Radar.

Einen sehr guten, umfassenden Überblick zur Herbst-Zeitlose geben Jung et al. 2011 in der "Biological Flora of Central Europe":
https://www.researchgate.net/publication/233905034_Biological_Flora_of_Central_Europe_Colchicum_autumnale_L
(open source)

Auf S. 239 der Publikation finden sich Infos zur Giftigkeit der Herbst-Zeitlose:

"Colchicine and its derivatives are highly toxic alkaloids, which lead to death after ingestion of only a few mg/kg body weight (median lethal dose: LD50 of colchicine in cattle: 1 mg/kg; Althaus, 2010)."

"The fermentation process in silage fodder over eight months leads to a decrease in colchicine content of C. autumnale plants, e.g. from 0.249% to 0.11–0.19% (Chizzola, unpubl. data). According to Wehsarg (1929), the alkaloid content in hay does not decrease with storage time. Chizzola (unpubl. data) found that colchicine content declined by 2.2–72.4% (mean = 15.3%, SD = 19.1, n = 12) in dried and grounded plant materials after one year storage."

Ganz glasklar ist die Datenlage scheinbar nicht; giftig bleiben die getrockneten Pflanzen aber so oder so, ob bisschen mehr oder weniger ist bei diesem LD50 kaum relevant :-)
Lieber Gruss, muriel