Hallo zusammen
Kann es sein, dass die Griffel-Länge von Lathraea squamaria variiert? Bei manchen Blüten ragt er deutlich (über 5mm) aus der Krone, während er bei anderen Exemplaren kaum (1-3mm) oder gar nicht aus der Krone ragt.
Wisst ihr, was dahinter stecken könnte? Sind es evolutive Vorteile (Heterostylie, Vermeidung von Selbstbefruchtung) oder liegt es an dem Zeitpunkt der Blütenentwicklung? Oder an etwas ganz anderem?
3 Risposte
Hoi Nadine,
Ich denke, dass die Länge der Griffel mit der Vorweiblichkeit der Blüten der Schuppenwurz zu tun hat (damit "ja" zur Vermeidung der Selbstbestäubung und "nein" zur Heterostylie):
Die grossen zwittrigen Blüten der Schuppenwurz sind sog. proterogyn (oder protogynisch), d.h. in den "vor-weiblichen" Blüten reifen zuerst die Narben, anschliessend die Staubblätter heran.
Innerhalb des Blütenstandes der Schuppenwurz öffnen sich die Blüten von unten nach oben - d.h. oben befinden sich die "jüngsten" Blüten, die sich gerade öffnen und aus welchen zuerst die Narbe und der Griffel ein bisschen und dann immer weiter rausgucken. Die älteren, unteren Blüten sind dann bereits im männlichen Stadium und besitzen reife Pollenkörner.
Je nach dem, wann wir eine Schuppenwurz "erwischen", sehen die Blüten ziemlich unterschiedlich aus - zuerst geschlossen ohne sichtbare Narben/Staubbeutel, dann mit kurzen bis längeren Griffeln resp. Narben, aber noch ohne Staubblätter - oder später (resp. weiter unten im Blütenstand) mit herausguckenden Staubbeuteln.
Auf http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Rachenbluetler/schuppenwurz1.htm stehen Fotos von Blütenständen und von geöffneten Blüten (im weiblichen Stadium) zur Verfügung, welche das Aufblüh-Muster sehr gut illustrieren.
Lieber Gruss, muriel
Meist ist es anders herum und zuerst reifen die Staubbeutel und erst später die Narben heran (Blüten proterandrisch oder protandrisch): Beim Wald-Weidenröschen (Epilobium angustifolium) lässt sich dies sehr schön beobachten :-)
Die Insekten fliegen die Blütenstände meist ganz brav von unten noch oben an, d.h. sie bringen Pollenkörner von einer anderen Pflanze auf die Narben der unteren Blüten und nehmen den Pollen der oberen Blüten zur nächsten Pflanze mit. Die Eisenhut-Blütenstände funktionieren nach demselben Prinzip.
Hoi Muriel
Herzlichen Dank für die Erklärung und die tollen Bilder dazu!