• Forum
  • Quale spermatofita?

Ist das Vulpia bromoides ?

FreigJens 10.06.2024

Hallo zusammen !

An und auf einem wenig genutztem Bahn-Abstellgleis habe ich dieses zarte Gras in großer Zahl gefunden. Es wächst am Rande der Gleisschotter, bildet dichte Büschel (vermutlich zahlreiche dicht beieinander wachsende Einzelpflanzen) von streng nach oben strebenden Stängeln. Es wird bis zu 50cm hoch, kann aber auch bei einer Größe von nur 5cm ein paar wenige Blüten bilden. An Grunde der Ähre setzt noch ein letztes Blatt an, das etwa halb so lang wie die Ähre ist. Die Blattspreite ist eingerollt. Die Stängelknoten sind sehr auffallend dunkel violett gefärbt.

Liege ich mit meiner Bestimmung auf Vulpia bromoides richtig?

Grüße, Jens

08.06.2024 (FreigJens)
08.06.2024 (FreigJens)
08.06.2024 (FreigJens)
08.06.2024 (FreigJens)
08.06.2024 (FreigJens)
08.06.2024 (FreigJens)
09.06.2024 (FreigJens)

5 Risposte

Für mich sieht das wie Vulpia myuros aus. Die V. bromoides habe ich noch nie angetroffe. Offenbar (gemäss FloHelvSchlüssel) sollte der Halm von V. bromoides unterhalb der max. 10 cm langen Rispe deutlich aus der Scheide des obersten Blatts herausragen, was auf deine Pflanzen nicht zutriff.

Hallo Hepi,

Danke. Ich schaue mir das Merkmal >>>Offenbar (gemäss FloHelvSchlüssel) sollte der Halm von V. bromoides unterhalb der max. 10 cm langen Rispe deutlich aus der Scheide des obersten Blatts herausragen<<<< nochmals genauer an. Da bin ich dann aus dem Schlüssel herausgeflogen.

Grüße, Jens 

Hoi Jens

Schöner Fund und eine stattliche Grösse für ein solch zierliches Gras! 

Ich tippe wie Hepi auf die Mäuse-Federschwingel (Vulpia myuros), da auf deinen Fotos die oberste Blattscheide bis zum Blütenstand zu reichen scheint.
Die Länge der Hüllspelzen wäre auch noch ein gutes Unterscheidungsmerkmal zu Vulpia bromoides; da bin ich ab Foto aber bei der Länge der oberen Hüllspelze nicht ganz sicher (die untere Hüllspelze ist ca. 2 mm lang). 

Damit wir vom Gleichen sprechen resp. schreiben hier ein Versuch, die beiden ähnlichen Arten zu unterscheiden:

Vergleich Mäuse-Federschwingel (Vulpia myuros) versus Trespen-Federschwingel (Vulpia bromoides)

Wichtig: Die Länge der Hüllspelzen (Englisch: glumes) nicht bei den obersten Ährchen des Blütenstandes messen, sondern bei den mittleren und unteren (bei den obersten Ährchen ist die untere Hüllspelze oft deutlich länger als normal; Stace 2019).

Mäuse-Federschwingel (Vulpia myuros)

  • Unterste Abschnitte der Rispe zur Blütezeit meist noch von der obersten Blattscheide umfasst.
  • Obere (= längere) Hüllspelze 2,5–6,5 mm lang; 2,5–11-mal so lang wie die untere (=kürzere) Hüllspelze
  • Untere (= kürzere) Hüllspelze 0,4–2,5 mm lang


Trespen-Federschwingel (Vulpia bromoides)

  • Unterste Abschnitte der Rispe zur Blütezeit meist deutlich aus der obersten Blattscheide herausragend.
  • Obere (= längere) Hüllspelze 4,5–9 mm lang (mit der 0–2 mm langen Grannenspitze messen!); 1,3–2-mal so lang wie die untere (=kürzere) Hüllspelze
  • Untere (= kürzere) Hüllspelze 2,5–5 mm lang


→ Dass die Rispe von Vulpia myuros überhängend sein sollte leuchtet mir nicht wirklich ein, meist sehe ich aufrechte oder zumindest schief aufrechte Rispen (oder Trauben) von Vulpia myuros. Dieses in der Literatur verschiedentlich aufgeführte Kriterium würde ich nicht verwenden.

→ Fischer et al. (2008) schreiben zu Vulpia myuros «in Arealausweitung begriffen»; dies deckt sich mit meinen Beobachtungen (wobei ich ehrlicherweise nicht ganz sicher bin, ob ich Vulpia bisher öfter übersehen habe – oder ob die Art tatsächlich häufiger wird).
Oft wächst Vulpia myuros an ganz unverfänglichen Orten, wie vorgestern auf dem Perron am Bahnhof Belp (BE); Foto unten.

Quellen:

Fischer, M.A. et al. 2008: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. Auflage

Stace, C. 2019: New Flora of the British Isles. C&M floristics, 4th edition

Schlüssel zur Gattung Federschwingel (Vulpia):  https://www.blumeninschwaben.de/Einkeimblaettrige/Suessgraeser/vulpia.htm#6

Mäuse-Federschwingel (Vulpia myuros) zusammen mit dem Echten Johanniskraut (Hypericum perforatum); Bahnhof Belp (BE), 11.06.2024 (Muriel Bendel)

Nach den millimeter-genauen Literatur-Angaben folgen die passenden Fotos des Trespen-Federschwingels (Vulpia bromoides): Der Standort der Pflanzen ist ein Flachdach mitten in der Stadt Bern - herzlichen Dank allen Beteiligten für die kurzfristige und unkomplizierte Organisation des Zugangs heute :-))

Die Fotos des Trespen-Federschwingels (Vulpia bromoides) zeigen die zur Blütezeit sehr deutlich von der obersten Blattscheide abgesetzte Rispe und die Längenverhältnisse der Hüllspelzen (die obere Hüllspelze ist max. 2x so lang wie die untere). 

Heute war schlicht ein Federschwingel-Tag: Neben der gesuchten Vulpia bromoides tauchten auch die beiden anderen "Haupt-Verdächtigen" auf - über den Mäuse-Federschwingel (Vulpia myuros) bin ich in Bern unterhalb der Kleinen Schanze praktisch gestolpert und der Bewimperte Federschwingel (Vulpia ciliata) wächst in Biel am Bahnhof... unten weitere Fotos dieser zwei Arten.
Porträts zu allen 3 Arten finden sich im Wiki.

Rispe zur Blütezeit deutlich von der obersten Blattscheide abgesetzt. Bern (BE), 14.06.2024 (Muriel Bendel)
Deckspelzen lang begrannt. Bern (BE), 14.06.2024 (Muriel Bendel)
Obere Hüllspelze knapp doppelt so lang wie die untere Hüllspelze. Bern (BE), 14.06.2024 (Muriel Bendel)
Dichter Bestand des Trespen-Federschwingels (Vulpia bromoides) auf dem Berner Flachdach. Bern (BE), 14.06.2024 (Muriel Bendel)
Mäuse-Federschwingel (Vulpia myuros). Bern (BE), 14.06.2024 (Muriel Bendel)
Beim Mäuse-Federschwingel (Vulpia myuros) ist der unterste Abschnitt des Blütenstandes in der obersten Blattscheide eingeschlossen. Bern (BE), 14.06.2024 (Muriel Bendel)
Bewimperter Federschwingel (Vulpia ciliata) im Bahnhof Biel (BE). 14.06.2024 (Muriel Bendel)
Macht seinem Namen alle Ehre: Deutlich bewimperte Deckspelzen von Vulpia ciliata. Biel (BE), 14.06.2024 (Muriel Bendel)

Wow! Grossartig! Herzlichen Dank!