Hallo zusammen
Eine ähnliche Frage, diesmal zu Primula elatior. An einem Spaziergang habe ich mehreren P. elatior Exemplare miteinander verglichen und entdeckt, dass auch hier (wie bei P. veris) die Kelchlänge im Verhältnis zur Kronröhre variiert. An was kann das liegen? Hybridisierung, Unterarten, Zufall?
5 Risposte
Spannende Beobachtung. Ich vermute, dass der Kelch gleich lang bleibt und sich die Kron(röhr)e mit dem Alter verlängert.
Diese Vermutung hatte ich zuerst auch. Dann schaute ich mir weitere Exemplare verschiedenen Alters an. Also wenn ich mich nicht täusche, waren auch diejenigen, welche bereits für die Fruchtreife eingehen, die Kronröhre nicht länger.
Hoi Nadine
Spannend! Ich dachte zuerst an eine natürliche, beträchtliche Variabilität (für Primula veris z.B. hier ausführlich dokumentiert) - aber das greift bei deinen Beobachtungen zu kurz.
Die unterschiedlichen Kronlängen (und auch die Form der Kronröhren) scheinen System zu haben :-) und sind in wissenschaftlichen Illustrationen (für Primula veris z.B. hier https://commons.wikimedia.org/wiki/File:136_Primula_veris.jpg) oder auf Fotos (P. elatior, http://flora.lefnaer.com/cgi-bin/photosearch.pl?action=SPECIES;name=Primula%20elatior%20s.%20str.) dokumentiert.
Die Hypothese für geöffnete (nicht aufblühende) Blüten wäre deshalb:
Wenn ich deine Fotos der Wald-Schlüsselblume (Primula elatior) anschaue, könnte das passen. Was meinst du?
Lieber Gruss, Muriel
Liebe Muriel
Danke für die Hypothese. Die passt gut. Schön auch zu sehen, dass man von aussen erkennen kann, ob das Exemplar kurz- oder langgrifflig ist, ohne dafür in den Schlund zu schauen. Der Wiki-Link illustriert es sehr schön. :-)
Mir fällt auf, dass innerhalb der kurzgriffligen Exemplaren die Länge des Kelchs oder der Kronröhre variiert.
Bei manchen Exemplaren ist der Kelch halb so lang wie die Kronröhre (Foto 1 des ersten Beitrags) und bei anderen reicht der Kelch bis unter die Staubblätter-Ausbeulung (Foto2) der Kronröhre. Diese Variation würde mich noch wundernehmen, ob es dazu eine Erklärung gibt oder ob es wie hepi geschrieben hat das Alter ist. :-)
Man sieht hier das Phänomen der Heterostylie sehr gut !
Jetzt fehlt noch die Erklärung, warum die das machen Kurz gesagt geht es darum, Fremdbestäubung zu maximieren (bzw. Selbstbestäubung zu minimieren), auch bei geringem Angebot an Bestäubern.
Zusätzlich zur räumlichen Trennung von Staubbeuteln und Narben (Herkogamie) gibt es bei diesen Primeln auch ein Pollenunverträglichkeitssystem, das nicht nur die Selbstbestäubung reduziert, sondern zusätzlich auch die Bestäubung zwischen Individuen des gleichen Blüten-Typs, also zwischen den kurzgriffligen [S-morph] und zwischen den langgriffligen [L-morph]).
Untersuchungen an distylen Primeln (Primula elatior und P. vulgaris) bestätigen, dass diese Anordnung effektive Kreuzbestäubung unterstützt und die Effizienz der Fortpflanzung durch Förderung von Fremdbestäubung steigert: https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1365-2435.12274
Da das ganze genetisch bedingt ist (S-locus) gibt es spannende weitere Fragen (z.B. wie die Nachkommen aussehen zwischen einer Kreuzung zwischen S-morph und L-morph, etc.). Ich hatte es mal in einer Vorlesung in Zürich gesehen (von dort kommt viel Forschung dazu), kann mich an die Details aber nicht mehr erinnern :)