das sieht nach einem D. borreri aus, mit einem ziemlich geordneten Erscheinungsbild. Solche Formen von D. borreri waren in flowzytometrischen Untersuchungen bisher immer triploid. Sie sind manchmal schwer gegen die diploide D. affinis subsp. affinis var. affinis abzugrenzen. Für D. borreri spricht der recht schwache Glanz der Blattspreite (Oberseite); die relativ schwache Beschuppung (betrachtet im Bereich der mittleren Blattspindel - dies ist meist der Übergangsbereich zwischen sterilen und fertilen Fiedern), mit blass brauen Schuppen, die zudem nicht schön langgestreckt mit Längen über 8mm sind; die etwas trapezförmige, schräge Schnippelung (wie abgeschnitten, also nicht wohl gerundet) der Enden der Fiederchen im unteren Drittel der Blattspreite; die schwache Beschuppung der Blattspindeln im fertilen Bereich. Zur Sporenreife sollten die Schleier der Pflanze pfifferlingsartig einschrumpfen, während sie bei Var. affinis relativ formstabil bleiben, eventuell von der Seite einreißen.
D. borreri var. borreri vom Locus typi in England ist auch sehr ordentlich aufgebaut, aber insgesamt sehr viel schlanker in der Blattform, mit weit abständigen Fiedern, die zudem sehr schlank sind. Dadurch wirkt das Blatt sehr locker.
Tja, und D. borreri var. robusta mag man zu so einer gepflegten Erscheinung wie bei deiner Pflanze auch nicht sagen.
Es war tatsächlich was blieb, als man alle Kriterien überlegt hat, die für andere Unterarten doch nicht total überzeugend waren…Aber wir sind froh um deine Bestätigung, weil sein ungewöhnlicher Aussehen uns irritierte.
Etwas anderes, dass für borreri spricht, ist das an diesem Ort viele ähnliche Pflanzen waren, was (ausser für pseudodisjuncta) in der Regel nicht den Fall ist.
ja, die Vielzahl gleichartiger Pflanzen ist schon kein schlechtes Kriterium, nur gibt es da ein Aber. In den kalkreichen Gegenden der Alpennordseite stimmt das für D. borreri var. robusta und D. pseudodisjuncta mit dem oft gehäuften Auftreten. Auf der Alpensüdseite (hier über Gneis und Granit) kommt D. cambrensis var. insubrica und auch der Fels-Typ oft in Massen vor, während D. pseudodisjuncta bisher von der Alpensüdseite nicht bekannt ist !!!
So gibt es fast für jede Art der Dryopteris-affinis-Artengruppe irgendwo in Europa eine Region oder ein Gebiet, in der die jeweilige Art in ausgedehnten Populationen vorkommt, und alle anderen Arten der Affinis-Gruppe nicht oder selten anzutreffen sind. So ist auch wahrscheinlich, dass irgendwo in den vielen Tälern der Alpen, Pyrenäen, dem Apennin, den Karpaten und so weiter noch neue Arten, die bisher nie erkannt wurden, zu entdecken sind. Gute Beispiele solcher stark regional gebundener Arten sind die diploide D. kerryensis (Irland, Grafschaft Kerry), die diploide D. jessenii (Karpaten) oder Konzepte wie der triploide Typ 7 um Salzburg.
Auf der Nordalpenseite lohnte es sich auf der Suche nach den Rosinen der Affinis-Gruppe ganz besonders jene geologischen Untergründe aufzusuchen, die nicht kalkhaltig sind. Das sind teilweise nur eng begrenzte Hangabschnitte oder Felsbänder, zum Beispiel kreidezeitliche Sandsteine, lokale Gneis- oder Granitaufwölbungen des Grundgebirges.
Theoretisch ist auch denkbar, dass die phylogenetische Ausgangsart der D. affinis-Gruppe, eine diploide, sexuell fortpflanzungsfähige Art noch irgendwo zwischen Himalaya, Kaukasus, Pontischem Gebirge und Alpen / Pyrenäen vorkommt, aber bisher nicht erkannt wurde. Im Erscheinungsbild wäre das ein Superaffinis (sehr stark und dunkel beschuppt, sehr ledrig, sehr glänzende Blattspreite, sehr starker blau-violetter Fleck, sehr feste Schleier).
Jetzt haben mich meine Gedanken weit davon getragen… ;o) Viel Freude dir bei der weiteren Affinis-Suche.
Vielen Dank für diese Klarstellung, die uns auf eine Reise mitgenommen hat! ;-) Es ist wahr, dass ich dazu neige, die Welt der D. affinis zu sehr auf die Nordseite der Schweizer Alpen zu zentrieren (wir haben diesen in Engelberg gesehen, was ich vergessen hatte zu erwähnen). Die Suche nach geht weiter!
4 Risposte
Hallo Florence,
das sieht nach einem D. borreri aus, mit einem ziemlich geordneten Erscheinungsbild. Solche Formen von D. borreri waren in flowzytometrischen Untersuchungen bisher immer triploid. Sie sind manchmal schwer gegen die diploide D. affinis subsp. affinis var. affinis abzugrenzen. Für D. borreri spricht der recht schwache Glanz der Blattspreite (Oberseite); die relativ schwache Beschuppung (betrachtet im Bereich der mittleren Blattspindel - dies ist meist der Übergangsbereich zwischen sterilen und fertilen Fiedern), mit blass brauen Schuppen, die zudem nicht schön langgestreckt mit Längen über 8mm sind; die etwas trapezförmige, schräge Schnippelung (wie abgeschnitten, also nicht wohl gerundet) der Enden der Fiederchen im unteren Drittel der Blattspreite; die schwache Beschuppung der Blattspindeln im fertilen Bereich. Zur Sporenreife sollten die Schleier der Pflanze pfifferlingsartig einschrumpfen, während sie bei Var. affinis relativ formstabil bleiben, eventuell von der Seite einreißen.
D. borreri var. borreri vom Locus typi in England ist auch sehr ordentlich aufgebaut, aber insgesamt sehr viel schlanker in der Blattform, mit weit abständigen Fiedern, die zudem sehr schlank sind. Dadurch wirkt das Blatt sehr locker.
Tja, und D. borreri var. robusta mag man zu so einer gepflegten Erscheinung wie bei deiner Pflanze auch nicht sagen.
Grüße, Jens
Hallo Jens
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
Es war tatsächlich was blieb, als man alle Kriterien überlegt hat, die für andere Unterarten doch nicht total überzeugend waren…Aber wir sind froh um deine Bestätigung, weil sein ungewöhnlicher Aussehen uns irritierte.
Etwas anderes, dass für borreri spricht, ist das an diesem Ort viele ähnliche Pflanzen waren, was (ausser für pseudodisjuncta) in der Regel nicht den Fall ist.
LG, Florence
Hallo Florence,
ja, die Vielzahl gleichartiger Pflanzen ist schon kein schlechtes Kriterium, nur gibt es da ein Aber. In den kalkreichen Gegenden der Alpennordseite stimmt das für D. borreri var. robusta und D. pseudodisjuncta mit dem oft gehäuften Auftreten. Auf der Alpensüdseite (hier über Gneis und Granit) kommt D. cambrensis var. insubrica und auch der Fels-Typ oft in Massen vor, während D. pseudodisjuncta bisher von der Alpensüdseite nicht bekannt ist !!!
So gibt es fast für jede Art der Dryopteris-affinis-Artengruppe irgendwo in Europa eine Region oder ein Gebiet, in der die jeweilige Art in ausgedehnten Populationen vorkommt, und alle anderen Arten der Affinis-Gruppe nicht oder selten anzutreffen sind. So ist auch wahrscheinlich, dass irgendwo in den vielen Tälern der Alpen, Pyrenäen, dem Apennin, den Karpaten und so weiter noch neue Arten, die bisher nie erkannt wurden, zu entdecken sind. Gute Beispiele solcher stark regional gebundener Arten sind die diploide D. kerryensis (Irland, Grafschaft Kerry), die diploide D. jessenii (Karpaten) oder Konzepte wie der triploide Typ 7 um Salzburg.
Auf der Nordalpenseite lohnte es sich auf der Suche nach den Rosinen der Affinis-Gruppe ganz besonders jene geologischen Untergründe aufzusuchen, die nicht kalkhaltig sind. Das sind teilweise nur eng begrenzte Hangabschnitte oder Felsbänder, zum Beispiel kreidezeitliche Sandsteine, lokale Gneis- oder Granitaufwölbungen des Grundgebirges.
Theoretisch ist auch denkbar, dass die phylogenetische Ausgangsart der D. affinis-Gruppe, eine diploide, sexuell fortpflanzungsfähige Art noch irgendwo zwischen Himalaya, Kaukasus, Pontischem Gebirge und Alpen / Pyrenäen vorkommt, aber bisher nicht erkannt wurde. Im Erscheinungsbild wäre das ein Superaffinis (sehr stark und dunkel beschuppt, sehr ledrig, sehr glänzende Blattspreite, sehr starker blau-violetter Fleck, sehr feste Schleier).
Jetzt haben mich meine Gedanken weit davon getragen… ;o) Viel Freude dir bei der weiteren Affinis-Suche.
Grüsse, Jens
Hallo Jens
Vielen Dank für diese Klarstellung, die uns auf eine Reise mitgenommen hat! ;-)
Es ist wahr, dass ich dazu neige, die Welt der D. affinis zu sehr auf die Nordseite der Schweizer Alpen zu zentrieren (wir haben diesen in Engelberg gesehen, was ich vergessen hatte zu erwähnen).
Die Suche nach geht weiter!
LG, Florence