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Ein „spannender“ Dryopteris affinis

francoisealsaker
francoisealsaker 28.09.2022

Ich habe heute  eine kräftige Pflanze gefunden, die wohl zur affinis Gruppe gehört, aber die Merkmale passen zu keiner der Arten, für welche es eine  Beschreibung im Kompedium zur Dryopteris Exkursion der Farnfreunde gibt….   Jetzt bin ich gespannt, ob es etwas in diesen Bildern (leider nur iPhone)  gibt, das bei der Bestimmung bis zu einer Art  dienen kann. Die BlTäter fühlten sich ledrig an und waren ca 120cm.  

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11 Antworten

Hallo Jens! 

Der Test ist ok…;-) Wir sind gespannt auf deine Meinung!

Lieber Gruss, Florence

Hallo Francoise,

jetzt schreibe ich meine gerade sehr ausführlich Antwort eben noch einmal, nachdem der Open-Flora-Server meinen ersten Text nicht angenommen hatte: Michael Kessler hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass du einen interessanten Vertreter der D. affinis Gruppe gefunden hast. Ja, die von dir gezeigte Pflanze ist nicht in der “Bestimmungshilfe” ausgeführt. Deine Pflanze sieht sehr interessant aus und verleitet zu Spekulationen, ob  es es sich um eine Hybride zwischen D. filix-mas und D. remota handeln könnte. Eine solche Hybride könnte so aussehen. Doch bevor wird diese Spekulation ernst nehmen, sollten die Sporen der Pflanze untersucht werden, sprich im kommenden Jahr sollte zur Sporenreife ein Wedel genommen werden, und am besten auch eine flow-cytometrische Überprüfung statt finden. hast du denn in der Nähe D. remota gefunden?

Die Hybride zwischen D. filix-mas und D. remota sollte äußerst selten sein, da phylogenetisch bei Arten keine gemeinsamen Eltern haben. Die Hybride wäre pentaploid mit je einem Chromosomensatz von D. oreades und D. caucasica (von D. filix-mas eingebracht) und drei Chromosomensätzen die D. remota als Apomikt einbringt (D. “semiaffinis”, D. “semicristata” und D. intermedia s.l.) 

und jetzt geht mein Text weiter…

Ich habe vor vielen Jahren bei Bregenz eine ähnliche Pflanze gefunden. Sie scheint deiner ziemlich zu gleichen. Leider ist auch meine Pflanze (Sammelnr. JFV1131) nicht geflowt, hat aber eine Sporenbild, wie es für eine Hybride typisch ist, also vielleicht ebenfalls D. filix-mas x D. remota. An dem Wuchsort wächst D. remota verbreitet. Mal schauen, ob jetzt die Bilder angenommen werden…

LG, Jens

(FreigJens)
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und die weiteren Bilder ;o)

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Hallo Jens, 

danke für die ausführliche Einschätzung.  Also in der Tat eine spannende Pflanze.  Dr.  remota habe ich in der umgebung  nicht gesehen.  Auch in der weiteren Umgebung nicht.  Das einzige, was es gab, waren einige kräftige filix-mas. Ist es jetzt zu spät, um Sporen zu sammeln und für die Flow cytometrie?  Wenn nicht, könnte ich evtl morgen versuchen.  
Liebe Grüsse. Françoise 

Liebe Francoise,

das ist ja spannend!

Zur Flowzytometrie: das geht dieses Jahr nicht mehr, da im Herbst das Gewebe anfängt zu verfallen und dabei die Zellkerne kaputtgehen, so dass man keine genauen Messungen bekommt (ist mir kürzlich bereits passiert). Also nächstes Jahr.

LG, Michael

wow spannend, herzlichen Dank euch allen! :-)

Die erwähnte Bestimmungshilfe für die Schuppigen Wurmfarne (Dryopteris affinis Gruppe) findet sich hier auf Deutsch: https://farnfreunde.ch/2022/09/26/bestimmungshilfe-fuer-die-schweizer-arten-der-dryopteris-affinis-gruppe/
et ici en français : https://fr.farnfreunde.ch/2022/09/26/aide-a-la-determination-des-especes-suisses-du-groupe-dryopteris-affinis/ 

Hoi allerseits, ich war wieder beim spannenden “affinis”, oder was es sich zeigen wird, dass es ist. Ich schalte einige neue Fotos auf. Ich sehe auch viele Ähnlichkeiten zum Farn von Jens. Was mir aber bei den Fiedern des Kanderstegers Exemplar auffällt ist, dass in den untersten ⅔ der Spreite das erste Fiederchen kurz gestielt ist, was bei deinem Exemplar, Jens, nicht der Fall zu sein scheint. Bei den oberen 15 gedrängteren Fiedern sind alle Fiederchen breit angesetzt. Ich habe einen Wedel, der jetzt gepresst wird und hoffe, dass ich doch einige Sporen erhalte. In dem Fall würde ich einen Anzucht Versuch machen. Bleiben wir bis nächsten Sommer gespannt. 

(francoisealsaker)
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Hallo zusammen, hallo Francoise,

jetzt bin ich mal gespannt, wo mein Text erscheint. Leider hat es bei Francoise ihrem Text keinen >Antworten< Button, deswegen nehme ich jenen von Muriel.

Francoise, deine Bilder sind richtig gut und lassen die Details hervorragend erkennen. Falls du Restsporen findest, wäre vor allem interessant, ob es in Richtung Hybride geht.

Durchaus können bei der Affinis-Gruppe die untersten Fiederchen an den unteren Fiedern der Spreite kurz gestielt sein, auch wenn es meist kein echter Stiel ist, weil noch Blattgewebe am Stiel entlang ausgebildet ist. In der Regel gilt, dass stärker gezähnte bis fiederschnittige Fiederchen auch dazu neigen, einen Stiel auszubilden. Auch bei meiner Pflanze ist dies der Fall, wenn du in Abb. 4 reinzoomst.

Interessant ist, dass bei deiner Pflanze die Schleier recht fest ausgebildet sind, daher nicht so sehr schrumpfen wie das bei meiner der Fall ist. Die Festigkeit der Schleier nimmt zu, je mehr Sonne eine Pflanze erhält. damit ist das nur ein Tendenz-Merkmal. Auch sind bei der Pflanze die Stielschuppen (Blattstiel) und auch auf der Rhachis wirklich auffallend schütter ausgebildet. 

 Na, ich bin jedenfalls auf das Sporenbild im kommenden Sommer neugierig.

Grüsse, Jens

Die Geschichte bleibt spannend, auch wenn die Pflanze es doch nicht ist. Ich bin Anfang August zur Fundstelle gegangen und habe exakt bei den registrierten Koordinaten eine Pflanze gefunden, die dieses Mal keine dunklen Flecken mehr aufwies und sehr stark nach Dryopteris filix-mas aussah (siehe Bilder). Dies war auch die eindeutige Meinung von Jens aufgrund der Aufnahmen. Um sicher zu sein, habe ich ihm Proben der diesjährigen und der letztjährigen  Pflanzen geschickt und seine Antwort bleibt die gleiche. Aus dem Mail: “es ist zu 100% D. filix-mas, da einerseits sich das Perispor kleinwellig darstellt, wie es für D. filix-mas typisch ist, andererseits auch 99% der Sporen gut sind, alle gleicher Größe und Form, keine fehlgebildeten.”

Sehr interessant für mich war es auch zu lesen, dass die braune bis schwärzliche Färbung des Fiederstiels  selten auch bei D. filix-mas vorkommt,  wenn auch normalerweise nicht so gleichmässig wie bei affinis, und dass der dunkle Fleck  dann im Jahr darauf oft nicht mehr zu sehen ist. 

Es scheint sich also um ein solches Exemplar gehandelt zu haben.

03.08.2023 (francoisealsaker)
03.08.2023 (francoisealsaker)