Dieser Blumentrog am Strassenrand wird von einem Knöterich eingenommen – und er macht seinen Job als eher unkonventioneller Blumenschmuck bestens.
Ich gehe davon aus, dass der Knöterich nicht angesät/angepflanzt wurde (in den Blumenkisten nebenan wachsen brav Gaura, Begonia & Co.).
Ich habe immer wieder meine liebe Mühe beim Bestimmen von Knöterich-Arten und packe die Gelegenheit beim Schopf, die Merkmale genau anzuschauen:
- Blütenstand dicht, zylindrisch, aufrecht (Scheinähren)
- Blütenstandsstiel kahl, ohne Drüsen
- Geöffnete Perigonblätter weiss, ohne Drüsen, ohne "Anker-Nerven" = ohne hervortretende Leitbündel (zumindest sehe ich keine, auch nicht mit der Lupe)
- Nebenblattscheide auf der Fläche zerstreut behaart, am oberen Rand mit relativ langen Haaren oder Wimpern ("borstig bewimpert")
- Blattspreite lanzettlich, mit einem dunklen Fleck +- in der Mitte, am Grund in den Stiel verschmälert
- Blattspreite auf der Unterseite drüsig punktiert
Somit passt fast alles für den Pfirsichblättrigen Knöterich (Polygonum persicaria), ausser die Farbe der Perigonblätter (sie sind klar weiss, nicht grünlich) und die (sorry, unsäglichen) Drüsen auf der Unterseite der Blattspreite. Denn diese Drüsen sind fast immer da – und nicht nur beim Doppelgänger, dem Ampfer-Knöterich (Polygonum lapathifolium).
Bin ich beim Pfirsichblättrigen Knöterich (Polygonum persicaria) richtig?
Und was ist eure Erfahrung mit der drüsig punktierten Unterseite der Blattspreite? Das Merkmal geistert in der CH-Literatur verschiedentlich herum (gerade auch beim Bestimmen von vegetativen Pflanzen) und scheint mir deshalb wichtig. Wenn ich die drüsig punktierte Unterseite der Blattspreite als "Killer-Merkmal" für den Doppelgänger, den Ampfer-Knöterich (Polygonum lapathifolium), nehme, werden aus den meisten Pfirsichblättrigen Knöterich-Pflanzen praktisch über Nacht Ampfer-Knöteriche.
Als Vergleich unten ein (hoffentlich korrekt bestimmter) Ampfer-Knöterich (Polygonum lapathifolium), dessen Blattspreiten auf der Unterseite dicht behaart (untere Blätter) oder drüsig punktiert sind (obere Blätter).
Und zuerst noch ein Foto mit ein paar wichtigen Begriffen, damit es keinen Morphologie-Begriffe-Salat gibt und ein Suchbild der Perigonblätter des Ampfer-Knöterichs (P. lapathifolium), die zumindest zur Fruchtreife vortretende, ankerförmig verzweigte Nerven (= Leitbündel) aufweisen.
3 Antworten
Ein paar morphologische Details…
Blattscheide, Nebenblattscheide, Ankernerven & Co.
Und als Vergleich ein Ampfer-Knöterich (Polygonum lapathifolium), kürzlich am Wegrand in der Oltigenmatt bei Kallnach (BE):
Eine Entschuldigung oder zumindest ein Erklärungsversuch für den langen Beitrag...
Mein Knöterich-Knopf hat vermutlich mit der Vielgestaltigkeit der Arten zu tun – und mit den nicht immer verlässlichen Bestimmungsmerkmalen. Manchmal finden sich wenige Drüsen an Blütenstandsstielen, wo keine sein sollten – und manchmal sind die gesuchten Drüsen auch mit der Lupe kaum zu entdecken… und die hübschen Anker-Nerven… sind sie zu sehen, ist die Welt in Ordnung (zumindest botanisch). Fehlen die Anker-Nerven, hab ich sie vielleicht einfach nicht erspähen können.
Unten Fotos von als Polygonum persicaria bestimmten Pflanzen, die zumindest auf den ersten Blick nicht viel Gemeinsames haben. Bei einer solchen Vielgestaltigkeit wird mir fast schwindlig ;-)