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Welcher Baum?

Maria Merz 03.01.2025

Was ist das für ein immergrüner Baum mit dickem Stamm in Oberhofen?

01.01.2025 Oberhofen am Thunersee (Maria Merz)

9 Antworten

So sieht das “Laub” aus, wenn man genauer hinschaut: …..alles klar?

01.01.2025 (Maria Merz)
01.01.2025 (Maria Merz)

Liebe Maria

Wow, eine Quercus ilex in Oberhofen! 

Quatsch! Extrembeispiel eines vollständig von Efeu überwucherten Baumes. In der Regel beeinträchtigt Hedera helix seinen Gastbaum allerdings nicht. Von daher ist der Baum wohl nicht vom Efeu “erwürgt” worden. Dieser kann selber recht dicke verholzte Stämme bilden, ist botanisch gesehen aber eine Liane. Von daher ist streng genommen die Frage falsch gestellt, es sei denn, du fragst nach dem armen Gastbaum, der so aber ganz und gar nicht zu identifizieren ist.

Eigentlich sollte auch hier ein solcher “Efeu-Stamm” am Stamm dieses Baumes angehaftet sein, doch sehe ich das auf deiner Aufnahme grad nicht. An anderer Stelle fiel mir das mal auf. Auch an einer Felswand fand ich mal solch einen Stamm mit einer monumentalen “Efeu-Krone” darüber.

Thun (BE), 13.4.2020 (Blumenwanderer)
Unterseen (BE), 28.09.2016 (Blumenwanderer)
Unterseen (BE), 28.09.2016 (Blumenwanderer)

Geniales Motiv Maria! Wenn man ganz nahe an den Stamm des Baumes heranzoomt, kann man übrigens auch die ‚Stämme‘ des Efeus erkennen!

Nach euren Antworten, Kilian und Jonas, bin ich nochmals hochgestiegen zum “Efeu-Baum”. Wenn ich das richtig sehe, hat der Efeu neben relativ dünnen Stämmen einen sehr dicken Stamm. Aus dem dicken Stamm zweigt ein mitteldicker Ast ab. Stimmt das so, gehört der dicke Stamm wirklich zum Efeu?

…und hübsche Pilze beherbergt der Baum auch noch.

05.01.2025 Efeu-Stamm links (Maria Merz)
05.01.2025 Efeu-Stamm rechts (Maria Merz)
05.01.2025 Abzweigung vom dicken Stamm (Maria Merz)
05.01.2025 Hübsche Pilze am Baum (nicht am Efeu) (Maria Merz)

Ist natürlich schwierig, das ab Foto abschliessend zu beurteilen, aber ich würde doch vorsichtig sagen: Ja, das ist genau so ein anhaftender Efeu-Stamm! Auf jeden Fall erzeugt solch ein umfangreiches Blattwerk eine gigantische Transpirationsleistung, und für den entsprechenden Wassertransport wären die kleinen Stämmchen rechts davon sicher zu klein. Alle Achtung: wäre auf jeden Fall der dickste Efeu-Stamm, den ich je sah!

Ich bin in meinem Fotoarchiv noch fündig geworden und füge eine Foto des Phänomens von den nahen Beatushöhlen bei.

Beatenberg (BE), 21.06.2022 (Blumenwanderer)

Und hier noch der Beweis, dass Efeu die bewachsenen Bäume nicht schädigt: diese sicher schon seit Jahren als Klettergerüst dienenden Bäume leben immer noch…

18.01.2025 Oberhofen am Thunersee (Maria Merz)

Tja, der Efeu (Hedera helix) hat leider ein Imageproblem: er soll Fassaden zerstören und Bäume erwürgen! Nicht gut für die Reputation, aber schlicht falsch. Ganz im Gegenteil ist er ökologisch äusserst wertvoll. Daher ist eine Ehrenrettung dringend nötig. Um nur weniges zu nennen:

Mikrohabitat: Die Blüten locken zahlreiche Wildbienen, Tagfalter, Schwebfliegen, Wanzen und andere Arten an, und das erst noch zu einer Zeit, in der sonst kaum mehr etwas blüht (der Efeu ist ein klassischer Herbstblüher!). Eine Wildbienenart, die Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae), hat sich sogar auf den Efeu spezialisiert – ohne seine Blüten findet sie keine Nahrung. Durch die hohe Artenvielfalt werden wiederum räuberische Insekten wie Wespen, Hornissen und Spinnen angezogen aber auch insektenfressende Vögel. Einige Vögel, darunter die Drossel und der Star, ernähren sich auch von den Früchten des Efeus. 

Mikroklima: Auch der Mensch kann von begrünten Häuserfassaden profitieren. An historischen Häuserfassaden kann eine Bepflanzung mit Efeu den Feinstaub und die Schadstoffe aus der Luft filtern und somit die Fassade vor Schmutzeinwirkung schützen, was durch zahlreiche Studien gut belegt ist. Efeu kann hier wie ein natürlicher Schutzschild dienen. Ausserdem erzeugt Efeu einen Kühlungseffekt an Gebäuden.

 Zur Rehabilitierung:  Der Gemeine Efeu: Alleskönner mit Imageschaden (Nabu Berlin)

Lieber Kilian, vielen Dank, dass du das Thema noch einmal vertieft hast!

Gerne! Im Übrigen hoffe ich, dass jener Efeubaum noch lange stehen bleiben darf, denn im Herbst in er eine phantastische Bienenweide und ein Hort für zahlreiche Insekten und Kleinlebewesen, auch im Winter.