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Literatur und Merkmale von Hybriden zwischen Sagittaria sagittifolia und S. latifolia

wolfgang bischoff 31.08.2022

In der CH-Botanikwelt wird von Hybriden zwischen Sagittaria sagittifolia und S. latifolia gesprochen, wenn die Merkmale bezüglich Blüten (siehe unten), etc. zwar Sagittaria sagittifolia zugeteilt werden können - aber die Blattbreite nicht der einschlägigen Literatur entspricht, also zu breit ist.  Ich suche Literatur und Merkmale zur (allfälligen) Hybridisierung von Sagittaria sagittifolia X S. latifolia. Ich finde keine Literatur zur Hybridisierung  - aber ggf. findet ihr mehr und habt einen Zugang via Hochschule, etc. zu Papers, die ich nicht finden kann:-). Und falls es Hybride gibt, würde ich mich interessieren, aufgrund welcher morphologischer Merkmale ihr den “Status” Hybrid “vergebt”.  In autochthonen Beständen von Sagittaria sagittifolia mache ich die Beobachtung, dass die Blätter v.a. dann schmal sind, wenn die Pflanze > 30 cm tief im Wasser wurzelt. Nahe gelegene Individuen, die im Röhricht wachsen haben breitere Blätter - teils auch breiter; als in der einschlägigen Literatur aufgeführt. In Bezug auf die restlichen Unterscheidungsmerkmale (Färbung Grund der Perigonblätter violett, Färbung Staubbeutel braun-rot, durchwegs Einhäusigkeit mit unten W und oben M-Blüten an jedem Blütenstand; Querschnitt Blattstiel dreieckig) wären die Expl. klar Sa. sagittifoilia.  Andererseits finde ich Expl. von Sa. latifolia, die extrem schmale Blätter haben - aber die restlichen Merkmale (Zweihäusigkeit - die ja zumindest teilweise vorkommt;  gelbe Staubblätter und keine rötliche Färbung am Grund der Perigonblätter; Querschnitt Blattstiel rund) klar für Sa. latifolia sprechen. M.E. sind etwas breite Blätter (oder schmalere) noch kein eindeutiger Hinweis auf eine Hybridisierung der beiden Arten - ich denke, dass die Blattbreite einfach bei beiden Arten stark variiieren kann und v.a die Wassertiefe am Wuchsort (und ebenso der Umstand, ob es sich um eine junge, noch nicht blühende Pflanze handelt oder nicht) die Blattbreite beeinflusst. 

Was sind eure Erkenntnisse und Erfahrungen? 

typische S. latifolia (wolfgang bischoff)
typische S. sagittifolia (wolfgang bischoff)
Untypische S. cf. latifolia mit sehr schmalen Bättern (wolfgang bischoff)
Untypische S. cf. sagittifolia mit breiten Bättern (wolfgang bischoff)
< 1 m neben der Art im vorderen Bild dann eine bereits etwas schmalblättriges Individuum (leicht im Wasser stehend) (wolfgang bischoff)

7 Réponses

Hoi Wolfgang

Hier wird zumindest angeschnitten, dass breite Blätter auch bei S. sagittifolia vorkommen können:
http://forum.flora-austria.at/viewtopic.php?f=38&t=3137&p=21045&hilit=Sagittaria#p21045

Beste Grüsse
Jonas

Besten Dank dir Jonas! 

Spannende Beobachtungen und Fragen! Ich kenne die beiden Arten kaum, hab aber die Gattung in Staces Hybrid Flora (GB) vergebens gesucht und auch weder in der Flora Gallica noch in Hess-Landolt-Hizels Flora ist die Rede von Hybriden. Aber in letzterer hats zwei schöne Bilder, welche die riesige Blattformenvariabilität beider Arten wunderbar zeigen (siehe WhatsApp ;). Ich vermute also, dass die beiden Arten nicht hybridisieren.

Hess-Landolt schreiben zu S. latifolia (vs. S. sagittifolia): „sichere Unterschiede erst an den jüngsten unter den aufgetauchten Blättern: diese mit viel breiteren (5-12cm) Abschitten und oft stumpfer Spitze.“ was das genau bedeutet ist mir nicht ganz klar…

Mit Blüten oder Früchten ist die Unterscheidung ja kein Problem: Erst bei intermediären Blüten und misslungenen Früchten würd ich‘s wagen, von einem Hybrid zu sprechen.

Hoi Wolfgang, Jonas & Dani

Spannend, merci für eure Beiträge!
Fast eine botanische Pandora-Büchse :-)

Die Illustration des Echten Pfeilkrauts (Sagittaria sagittifolia) von Lindman in der "Nordens Flora" scheint die Variabilität der Blattspreiten sehr gut zu zeigen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sagittaria_sagittifolia_nf.jpg

Und Hegi (1906) schrieb zu S. sagittifolia: "Diese Art ist in ihrer Blattform sehr veränderlich" und beschrieb sogar mehrere Varietäten und Subvarietäten (olala). 

Leider hat das aus Amerika stammende Breitblättrige Pfeilkraut (Sagittaria latifolia) scheinbar ebenfalls einen Hang zu grosser Blattspreiten-Variabilität: auf iNaturalist (Funde aus Nordamerika; research grade, verifiable) finden sich typische breite Blattspreiten und solche, die ich kaum von S. sagittifolia unterscheiden könnte:
https://www.inaturalist.org/observations?place_id=97394&q=sagittaria%20latifolia&quality_grade=research 

Bei den aktuellen Fotos des Breitblättrigen Pfeilkrauts (Sagittaria latifolia) bei Info Flora finden sich ebenfalls 2 Fotos mit erstaunlich schmalen Blattspreiten https://www.infoflora.ch/de/flora/sagittaria-latifolia.html  (Fotos 2 und 3), die nicht mit der wissenschaftlichen Illustration (Foto 4) übereinstimmen.

Die Illustration in der "Flora der Schweiz" von Hess/Landolt/Hirzel ist wunderbar (merci für den Hinweis, Dani!), wenn ich aber die vielen "echten"-Funde auf iNat anschaue, sehe ich nur bei wenigen diese illustrierte Blattvariabilität bei einer Pflanze. 

Das heisst, die Form der Blattspreite alleine ist kaum ein brauchbares Bestimmungsmerkmal - ausser sie sind wirklich richtig breit (Fotos siehe unten). Vermutlich hat das mit Hybriden nicht viel zu tun, sondern mit natürlicher Variabilität. 

Etwas Sorgen bereiten mir die unterschiedlichen Beschreibungen des Blattstiels in der Literatur (denn falls er wirklich unterschiedlich wäre, hätten wir ein supertolles Unterscheidungsmerkmal): Gemäss Flora von North America sollte der Blattstiel von S. latifolia dreieckig sein "petiole triangular"
http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=222000347
in der Flora Helvetica ist er als "rundlich" beschrieben. Bei S. sagittifolia ist er gemäss Flora Helvetica dreikantig.

Bestes Merkmal für die Unterscheidung könnten die Staubblätter sein: 

  • S. sagittifolia: Staubbeutel purpurn, Staubfäden weiss, manchmal rosa. 
  • S. latifolia: Staubbeutel gelb (nach der Anthese orange), Staubfäden gelb.

... und die Kronblätter (resp. inneren Perigonblätter): 

  • bei S. sagittifolia am Grund purpurn - in seltenen Fällen rein weiss... 
  • bei S. latifolia immer rein weiss.

... und die Form der Früchte. 

Ich hab S. latifolia erst einmal gesehen  - mit den auffälligen breiten Blattspreiten und gelben Staubbeuteln war die Bestimmung klar (Fotos unten). 

Bin gespannt auf weitere Beobachtungen und Überlegungen :-)

Lieber Gruss, muriel

Männliche Blüten von Sagittaria latifolia; Köniz (BE), 22.8.2019 (Muriel Bendel)
Blätter von Sagittaria latifolia; Köniz (BE), 22.8.2019 (Muriel Bendel)
Typisch breite Blattspreite von Sagittaria latifolia; Köniz (BE), 22.8.2019 (Muriel Bendel)
Blattspreite mit deutlichen Gitternerven, vorne stumpf; Sagittaria latifolia; Köniz (BE), 22.8.2019 (Muriel Bendel)
Blattstiel von Sagittaria latifolia; Köniz (BE), 22.8.2019 (Muriel Bendel)

Wir waren letzte Woche an einem Teich in Vordemwald und haben uns auch gefragt, welche S.-Art(en) wir vorgefunden haben. Aufgrund der Bilder von Muriel bin ich nicht mehr sicher, ob die gelb blühende Art wirklich S. latifolia war… ;-) Da die Exemplare mit ganz schmalen Blättern alle bereits abgeblüht waren (blüht ja etwas früher) und nur noch “breitblättrige” blühten, sind wir davon ausgegangen, dass in diesem Teich beide Arten vorkommen. (basisdemokratischer Entscheid…)
Dänk ein Irrtum…
Herzliche Grüsse an Muriel und Wolfgang!
Röbi Feller

PS Ich habe noch ein Bild von 2007 (Feldbotanikkurs AG) von Suhr gefunden: Vom Leiter - obwohl weiss blühend - als S. sagittifolia benannt.

(Röbi Feller)
  • Sagittaria
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(Röbi Feller)
  • Sagittaria
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(Röbi Feller)
  • Sagittaria
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Danke Dani, Muriel und Röbi für eure Inputs! 

Bezüglich Hybridisierung „ja oder nein„ habe ich zwar noch keine schlüssige Antwort gefunden, aber ich denke, wie Dani und Muriel, dass die Blattbreite unter all den andern Unterscheidungsmerkmalen das „Schlechteste“ ist. 

Ich bin weiter am Zusammentragen bzw. am Besuchen der beiden Arten im Feld. 

Anbei ein paar Eindrücke. 

Sagittaria latifolia (m.E. ist die Pflanze falsch angeschrieben) mit relativ schmalen Blättern (je nachdem welche man anschaut), ... (wolfgang bischoff)
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... mit rundem Querschnitt des Blattstiels ... (wolfgang bischoff)
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...und weissen Perigonblättern.. (wolfgang bischoff)
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...durchgehender Einhäusigkeit (nur m oder w Blüten) pro Blütenstand ... (wolfgang bischoff)
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...gekrümmten Fortsätzen der Samen. (wolfgang bischoff)
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Anzucht-Exemplar von Sagittaria sagittifolia mit Herkunft Neuenburgersee in der Stadtgärtnerei Bern. Die Blätter des 2-jährigen Expl. breit. Die Pflanze steht nur wenig im Wasser - daher m.E. die relativ breiten Blätter (so wie das z.T. in Literatur beschrieben ist (z.B. Aktionsplan ZH) (wolfgang bischoff)

Ich wurde gerade auf 2 interessante Papers aufmerksam gemacht: 

https://www.researchgate.net/publication/251189596_Ecobiology_and_distribution_of_Sagittaria_sagittifolia_L_in_Czechoslovakia

gem. Fig. 1 & 2: mit den Blättern scheint so ziemlich alles möglich, bzw.  “Breite des Mittelabschnitts bei voll entwickelten Blättern" (Exkursionsflora CH) m.M. nach nicht als Merkmal zur Unterscheidung der 2 Arten geeignet. 

In dieser Diss. zur Gattung Sagittaria 

https://www.researchgate.net/publication/35684489_Molecular_systematics_and_revision_of_the_aquatic_Monocot_genus_Sagittaria_Alismataceae

sind folgende Merkmale zur Unterscheidung der beiden Arten relevant (Blattbreite spiel keine Rolle): 

Sagittaria sagittifolia: Petals with a violet spot at base; anthers violet.

Sagittaria latifoila: Petals uniformly white; anthers yellow. Beak of achene 1 mm or more long; nodal bracts usually obtuse to cuspidate.