Dank meiner Besenobsession durfte ich die Besensammlung von Flavia Brändle und Margrit Linder anschauen und versuchen, die Pflanzenarten das verwendeten Materials zu bestimmen. Die Besen werden 2025 im Strohmuseum ausgestellt. Das Material dieser Besen wurde als Adlerfarn bestimmt. Das scheint mir plausibe. Doch hat Adlerfarn tatsächlich solch auffällig brezelartige Stielquerschnitte?
7 Risposte
Lieber Hepi, ich habe die “Rinne im Siel” bei Pteridium flacher in Erinnerung und die Leitbündel vor allem im unteren Bereich kustvoller (sollen an eine Doppel-Adler Wappen erinnern). Allerdings kann ich mir keine andere Farnart vorstellen welche so lange Stiele hat. Fazit: Adlerfarn
Die zwei Besen sehen sehr chic aus!
Gehört die Etikette zu den Besen, kommen sie aus China?
Abgesehen von ein paar Blattstiel-Querschnitten (auf der Suche nach dem häufig zitierten Doppeladler) hab ich die Blattstiele des Adlerfarns (Pteridium aquilinum) aber nie genau angeschaut - geschweige denn auf eine mögliche Brezel-Form geachtet.
Um etwas Vergleichsmaterial zu haben, hab ich deshalb vorgestern zwei Adlerfarn-Blattstiele geschnappt, in Stücke geschnitten und fotografiert.
Fundort: Bremgartenwald Bern
1. Farn ca. 100 cm hoch; 2. Farn ca. 250 cm hoch.
Rausgekommen ist dies:
Werden die Blattstiele direkt über dem Boden abgeschnitten, zeigen die Leitbündel ein sehr schmuckes Bild; je nach Lust und Laune unterschiedlich interpretierbar.
J. Merryweather schreibt dazu ganz treffend: "If you section the stem (stipe) you may find a credible oak tree, en equally credible double-headed eagle or both images combined."
(Merryweather, J. "Britain's Ferns", Wild Guides, British Pteridological Society, 2020; Seite 73.)
Mir gefällt die Eiche (oder auch sonst eine Baumart) ganz klar besser als der Adler ;-)
Weiter oben ist in den Blattstielquerschnitten von der Eiche resp. vom Adler nichts mehr zu sehen; es sind aber mehrere, unterschiedlich breite Leitbündel zu erkennen. Jetzt, 2 Tage später, sind die Blattstiele trocken, sehen etwas aus wie zerdrückte Guezli (nicht schön Brezel-mässig) und die Leitbündel sind gut zu erkennen.
Falls die Besen aus Adlerfarn hergestellt wurden, sollten diese unterschiedlich breiten Leitbündel im Querschnitt zumindest ab und an erkennbar sein. Auf dem Foto kann ich das zu wenig gut beurteilen.
Falls die Besen-Blattstiele nur 2 bandförmige Leitbündel aufweisen, müsste es sich um eine andere Gattung handeln; zumindest in Mitteleuropa kämen der Frauenfarn (Athyrium) oder der Bergfarn (Oreopteris) in Frage. Beim Wald-Frauenfarn (Athyrium filix-femina) gibt es stattliche, bis über 150 cm hohe Exemplare, die sich vielleicht als Materiallieferanten eignen könnten; beim Bergfarn wohl weniger…
@Hepi, hast du genauere Infos zur Herkunft? Und wie sehen die Leitbündel genau aus?
Adlerfarn 1, ca. 100 cm hoch.
Adlerfarn 2, ca. 250 cm hoch:
Wow! Super, herzlichen Dank für eure guten Antworten. Die Querschnitte von Muriel sind genial. Da versteckt sich wirklich ein kleiner Rorschachtest im Adlerfarn. : )
Ja, die mysteriös Besen sind aus China. Sie wurden auch als Rattanbesen bezeichnet, was eben nicht so gut passt.
Mit dem Bildvergleich bin ich unterdessen überzeugt, dass die Besen nicht aus Adlerfarn sind.
Der brezelig (also Prussien-artig) eingerollte Querschnitt könnte ev. auch zu irgend einem wuchtigen xeromorph eingerollten grasartigen Blatt gehören. Also etwas monocotyles. Oder etwas Binsenatiges. Hm. Ich schlafe noch paarmal drüber und mache bei Gelegenheit bessere Fotos.
Rorschachtest ja – genial sind meine Fotos aber eher nicht ;-)
Wenig Interpretationsspielraum lässt dieses Foto eines Querschnitts des Adlerfarns – und genial ist es definitiv:
https://www.nikonsmallworld.com/galleries/2024-photomicrography-competition/transverse-section-of-rachis-stem-of-bracken-fern
merci @Gregor für den Hinweis!
Und nach dem Schmunzeln noch trockene Literatur zum Adlerfarn:
Der ausführliche Artikel zu Pteridium aquilinum in der “Biological Flora of the British Isles”
https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/j.1365-2745.2006.01177.x