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Bastard-Alpenrose auf dem Lukmanierpass?

Röbi Feller 03.07.2022

Wir haben uns die Alpenrosen auf der Lukmanier-Passhöhe angeschaut und fragen uns, ob es (s. Bilder) dabei um die (bis jetzt dort oben nicht gemeldete) Rhododentron  xintermedium handelt. Falls die Bilder nicht genügen: Auf welche weiteren Kriterien müssten man achten ausser “nicht rostig” und “Bewimperung spärlich”?

ganz unten die spärlichen Wimpern (Röbi Feller)
(Röbi Feller)
(Röbi Feller)

3 Antworten

Spannend! Auf dem ersten Foto meine ich nur die beiden Elternarten zu erkennen. Die beiden anderen Fotos passen gut zum Hybrid, weil das Blatt zwar (spärlich) bewimpert ist, die Blattform jedoch deutlich weniger „rundlich“ als bei R. hirsutum ist, bei der die breiteste Stelle tendeziell oberhalb der Blattmitte liegt.

Ich finde die letztjärigen Blätter hilfreich, weil dort die rostige Blattunterseite stärker ausgeprägt ist, als beim Jungwuchs. Und die Blätter dann sowohl in Form, Bewimperung und Färbung der Blattunterseite intermediär zwischen den beiden Elternarten sind. Hier eine Vergleichsfoto aus dem Pizolgebiet. Der Hybrid scheint mir ziemlich variabel (ob es auch Rückkreuzungen gibt?), doch wenn man die Elternarten zum direkten Vergleich hat, so kann man ihn meistens ziemlich sicher anspreche.

Rhododendron hirsutum (l.), R. ferrugineum (r.) und zwei wahrscheinliche Hybriden (R. x intermedium; 4.7.2019, Pizol) (Hepi)

Spannend, vielen Dank Röbi & Dani!

Ja, Rückkreuzungen scheint es zu geben…

Im "Hegi" (Band V, Teil 3),
online auf http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/vester/content/titleinfo/5277363
ist auf Seite 1644 beschrieben, dass die "fortwährende Rückkreuzung mit den Stammarten eine lückenlose gleitende Reihe von Zwischenformen hervorgebracht hat".
R. x intermedium ist "fortpflanzungsfähig und reift keimfähige Samen"; stellenweise scheint das Taxon häufiger zu sein als seine Elternarten. 

Auf Seite 1628 hat es eine detaillierte Illustration der Dichte der rostroten Drüsenschuppen auf der Unterseite der Blattspreite, die für die Ansprache der Hybride wichtig ist.

Und etwas neuer als der "Hegi":

Bruni et al. (2014) beschreiben aus den Italienischen Alpen, "that the tested populations had complex genetic structure: the F1 individuals produce F2 hybrids and backcross to parental species".

Bruni I. et al. 2014: Genetic introgression of hybrid Rhododendron x intermedium Tausch is habitat mediated: Evidences from south-eastern Alps (Italy). Plant Biosystems, 449-458.
http://dx.doi.org/10.1080/11263504.2014.986246
(leider nicht open source).


Bruni et al. haben "ihre" Individuen aufgrund von 3 Merkmalen als R. hirsutum, R. ferrugineum oder R. x intermedium bestimmt:
1) Deckung der rostroten Drüsenschuppen auf der Blattunterseite.
2) Anzahl Haare am Blattrand.
3) Verhältnis Blattlänge/-breite. 

Rhododendron ferrugineum-Pflanzen:
- Blattunterseite vollständig mit rostroten Drüsenschuppen bedeckt.
- Keine Haare am Blattrand.
- Verhältnis Blattlänge/-breite: 3

Rhododendron hirsutum-Pflanzen:
- < 10% der Blattunterseite mit rostroten Drüsenschuppen bedeckt.
- 0–25 Haare am Blattrand.
- Verhältnis Blattlänge/-breite: ca. 2

Rhododendron x intermedium-Pflanzen:
- 20–60% der Blattunterseite mit rostroten Drüsenschuppen bedeckt.
- 1–3 Haare am Blattrand.
- Verhältnis Blattlänge/-breite: zwischen 2 und 3