Eigentlich spricht (fast) alles fürs Kleine Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum): Die Pflanzen sind nur 2–4 cm hoch, die Blüten gestielt, meist fehlt eine grundständige Blattrosette.
Aber die Blätter sind nicht immer einnervig und wirklich bitter schmecken sie auch nicht (alle Merkmale aus dem Schlüssel zur Flora Helvetica und aus der Flora Vegetativa). Und die Wuchshöhe kann natürlich auch dem Lebensraum geschuldet sein.
Was denkt ihr zu diesen Pflanzen, die munter zwischen Rasengittersteinen auf einem rege genutzten Parkplatz in Spiez wachsen? Bei den Blattnerven ein Auge zudrücken - und den Namen Centaurium pulchellum vergeben?
Vielen Dank für euren kritischen Blick!
Lieber Gruss, Muriel
3 Antworten
Liebe Muriel
Für mich ziemlich klar C. pulchellum. Die Art ist, wie auf deinen Aufnahmen ersichtlich, meist schon im unteren Teil gabelästig verzweigt und hat klar gestielte Blüten (beides bei C. erythraea nicht der Fall). Das mit den ein-nervigen Blättern ist halt relativ, aber meist tritt ein Nerv klar hervor wie auf deiner Foto, womit das wohl immer noch als ein-nervig gelten kann. Schöne Aufnahmen gibt's bei Lefnaer und auf Florealpes, wo man gut sieht, dass direkt unterhalb der Verzweigung oftmals auch mehrere Grundblätter sind, die aber nicht als Rosette angesehen werden können. Lefnaer schreibt eine Foto mit “Stängel mit ein-nervigen Laubblättern” an, wo man bei näherem Hinsehen aber zwei weitere Blattnerven sieht, halt nur ganz schwach ausgebildet wie bei dir:
http://flora.lefnaer.com/cgi-bin/photosearch.pl?action=SPECIES;name=Centaurium%20pulchellum
https://www.florealpes.com/fiche_centaureenaine.php
Herzlichen Dank @Kilian!
Dann drücke ich bei den breiteren Blättern des Kleinen Tausendgüldenkrauts (Centaurium pulchellum) ein halbes oder sogar ganzes Auge zu, sobald ich mehr als einen Blattnerv erspähe und halte mich bei der Unterscheidung der beiden Arten (pulchellum versus erythraea) vor allem an die gestielte resp. sitzende mittlere Blüte. Das Merkmal der grundständigen Rosette scheint mir etwas wackelig... und vom scharfen Blattgeschmack bin ich noch nicht restlos überzeugt. Die Grösse der Pflanzen und Verzweigung des Stängels ist auch relativ – gerade auf einem Parkplatz erwarte ich Lebensraum-bedingt einen kleineren und stärker verzweigten Wuchs.
Zugegeben sind mir wenige, aber klare Bestimmungsmerkmale am liebsten (weniger gern hab ich eine ganze Auswahlsendung von Merkmalen, die dann teilweise passen, aber manchmal nur mit halb zugedrückten Augen).
Ein pragmatischer Vorschlag für die Unterscheidung der beiden Arten:
Kleines Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum)
Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea)
Bin heute in Luzern buchstäblich über ein Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) gestolpert – und habe die Merkmale grad überprüft:
Perfekt passen die mittlere, sitzende Blüte, die Grösse der Pflanze (ca. 25 cm hoch) und der nur in der oberen Hälfte verzweigte Stängel.
Nicht passen wollten die grundständige Blattrosette (davon war nicht viel zu sehen) und die Nerven der Stängelblätter (der Mittelnerv war gut zu sehen, die seitlichen Bogennerven nur schwach).
Unten ein paar Handy-Schnappschüsse des Echten Tausendgüldenkrauts (Centaurium erythraea).