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Nigritella rhellicani aggr.

Nigritella comune aggregato

Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüten

    • Perigon dunkelrotbraun, fast schwarz erscheinend, selten Farbvarianten rosa bis weiss.
    • Lippe dreieckig, nach oben gerichtet, am Grund weit offen (Unterschied zu Nigritella rubra).
    • Fruchtknoten unterständig.
    • Blüten sehr zahlreich in einem anfangs kegelförmigen, später kugelig bis länglich-eiförmigen Blütenstand vereinigt.
    • Blüten duften intensiv nach Schokolade/Vanille.
    • Blütezeit Ende Juni bis Ende August.

    Blütenstand kegelförmig am Blühbeginn (obere Blüten noch geschlossen). Man beachte: Die anderen Farben der umgebenden Blütenpflanzen bringen die Wirkung der besonderen Blütenfarbe von Nigritella rhellicani erst recht zur Geltung. (Lorenz Scherler)

    Tiefer Sonnenstand und Taunässe setzen die Blütenfarbe ebenso wirkungsvoll in Szene. (Lorenz Scherler)

    Lippe dreieckig (gelbe Markierung), nach oben gerichtet, am Grund weit offen (blaue Markierung). (Lorenz Scherler)

    (Muriel Bendel)

  • Früchte

    Mit Längsspalten aufspringende Kapselfrucht.

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform

    • Pflanze 5–25 cm hoch.
    • Stängel kantig und bis oben beblättert, mit einem endständigem Blütenstand.

    Blütenstand kugelförmig, Vollblüte. (Lorenz Scherler)

    Blütenstand länglich-eiförmig, Vollblüte, lineale Blätter von unten her weniger und kleiner werdend. (Lorenz Scherler)

    Standort von Nigritella rhellicani mit maximaler Bestandesdichte (Lauterbrunnental, 2150 m ü. M., 29.06.2022). (Lorenz Scherler)

  • Blätter

    • Blätter lineal, gegen oben kleiner und weniger werdend.
    • Untere Blätter rinnig im Querschnitt, seitlich sehr kurz bewimpert («weisser» Blattrand).
    • Obere Blätter tragblattartig kurz, oft mit dunklem Rand.

    Untere Blätter rinnig im Querschnitt, seitlich sehr kurz bewimpert («weisse» Blattkante). (Lorenz Scherler)

    Stängel kantig und bis oben beblättert, obere Blätter tragblattartig kurz, oft mit dunklem Rand. (Lorenz Scherler)

Mögliche Verwechslung

Die Art ist in ihrer typischen Ausprägung einzigartig in der Form und Farbe. Die seltenen Farben bei Nigritella rhellicani dürften evtl.  zu Verwechslung mit Nigritella rubra führen. Man beachte hier die Form des Blütenstandes (Nigritella rubra: eher zylindrisch) und der Lippe (Nigritella rubra: Lippe am Grund verengt).

Lebensraum

Sonnige, trockene, magere alpine Rasen und Weiden, Boden von schwach sauer bis basisch, 1040–2890 m ü. M., Hauptverbreitung subalpin bis alpin. Bei einsetzender Düngung verschwindet die Art rasch.

Nach Hegi (Illustrierte Flora von Mitteleuropa, 1907) früher bis auf eine Höhe von 880 m ü. M. (Einsiedeln) hinunter vorkommend.

Verbreitung

Im gesamten Alpenbogen- und in den Voralpen, im Jura nur westlich Weissenstein bis La Dôle. In Kalkgebieten kann Nigritella rhellicani in dichten Beständen von bis zu 6 Individuen pro m2 auftreten, andernorts in viel geringerer Dichte, einzelne Individuen meist alleinstehend.

Taxonomie

Nigritella rhellicani wird mittlerweile wegen neueren Forschungsergebnissen von Fachleuten zur Gattung Gymnadenia gestellt und heisst daher neu Gymnadenia rhellicani.

Etymologie

Lat. niger: schwarz, rhellicani nach Johannes Müller (†1542) aus Rellikon am Greifensee ZH, der vermutlich als erster die Art in einem poetischen Werk erwähnt hat.

Alter französicher Name: Orchis vanille (Vanille-Orchidee).

Deutsche Namen: Kohlröschen (D), Bränderli, Schwarzblütiges Schwärzlein, Chölbli, Bärgecholbli (SG), Ruasseli (SG), Vanilleblüemli, Schokoladenblüemli, Kopfwehblüemli (GR, wegen dem starken Geruch), Chammblüemli (auf dem Bergkamm vorkommend).

Ethnobotanik

Nigritella rhellicani ist eine derjenigen auffälligen Alpenpflanzen mit hohem Wiedererkennungswert und wird daher von der Bevölkerung, die sich in ihren Erscheinungsgebieten bewegt, mit Interesse wahrgenommen. Nach «Hegi» (1907) wurde daraus wegen dem starken Geruch auch Duftsäcklein hergestellt, die im Kleiderschrank die Schaben, Motten und anderes Ungeziefer fernhalten sollten (daher die Volksnamen Schabechrut und Lus-Chölbli). Die gleiche Quelle erwähnt auch, dass die Art 1907 in den Kantonen ZH, UR, und GL bereits gesetzlich geschützt war.

Quellen

  • Eggenberg, S. et al. 2018: Flora Helvetica Exkursionsführer, Haupt, 1. Auflage

  • Lauber, K. 2013: Flora Vegetativa, Haupt, 3. Auflage

  • Wartmann, B. A. 2020: Die Orchideen der Schweiz, Haupt, 3. Auflage

  • Reinhard, H. R. et al. 1991: Die Orchideen der Schweiz und angrenzender Gebiete, Fotorotar

  • Hegi, G. 1907: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, II. Band Monocotyledones, J.F. Lehmanns

  • Website der AGEO https://ageo.ch/ mit den Angaben zu G. rhellicani, abgerufen am 04.07.22
    https://ageo.ch/ageo_orchideen.php?seite=uebersicht&page=rhellicani

Autor*in: Lorenz Scherler
Stand: 13. Juli 2022

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Diskussionen der Community

Orchideenbestimmung

Ist das eine Spitzorchis? Oder was sonst? Habe sie am7.7.22 auf der Scheidegg zwischen Grimmialp und Fromatt zuoberst auf dem Pass auf knapp 2000m.ü.M. an einem Südwesthang gefunden. 

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