Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüten

    • Blüten sitzend, einzeln in den Achseln von Tragblättern, lockere bis dichte Ähren bildend; Tragblätter grün oder auffallend gefärbt (rosa, rot, lila bis violett).
    • Kelch glocken- oder röhrenförmig, 4-teilig.
    • Kelchzähne dreieckig, ± so lang wie die verwachsene Kelchröhre oder länger.
    • Kronblätter am Grund zu einer Röhre verwachsen; mit helmförmiger Oberlippe und flacher, schwach 3-teiliger Unterlippe.
    • Staubblätter 4, behaart, in der Oberlippe verborgen; Staubbeutel oben abgerundet, am Grund in eine lange Spitze auslaufend.
    • Fruchtknoten oberständig.
  • Früchte

    • Kapsel 2-fächrig, in jedem Fächer mit 1–2 Samen.
    • Samen mit Anhängsel (Elaiosom → Ameisen-Ausbreitung).

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform, Stängel

    • Pflanze einjährig. 
    • Stängel 4-kantig, regelmässig oder auf 2 gegenüberliegenden Seiten kurz behaart.
  • Blätter

    • Blätter gegenständig, sitzend oder kurz gestielt.
    • Blattspreite ganzrandig oder vor allem bei den oberen Blättern am Grund mit wenigen Zähnen. 

Extraflorale Nektarien

Beim Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense), Hain-Wachtelweizen (Melampyrum nemorosum) und Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) finden sich auf den Tragblättern punktförmige, zuckerhaltige Flüssigkeit absondernde Drüsen (sog. extraflorale Nektarien). 

Beim Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense) sind die Drüsen zahlreich, dunkel und entsprechend gut zu sehen; beim Hain-Wachtelweizen (Melampyrum nemorosum) und Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) finden sich nur wenige, farblose extraflorale Nektarien (cf. Ráthay 1880) – entsprechend fallen sie weniger auf.

Ameisen-Ausbreitung

Die verhältnismässig grossen Samen der Wachtelweizen-Arten besitzen ein hellbraunes Anhängsel (Elaiosom) und werden von Ameisen transportiert. Ameisen tragen die Samen nicht nur zu ihrem Nest (z.B. von Stäger 1928 beim Wald-Wachtelweizen Melampyrum sylvaticum s.l. beobachtet), sondern holen sogar Wachtelweizen-Samen aus geöffneten Fruchtkapseln heraus (Beobachtung von Kirchmayr 1908 beim Acker-Wachtelweizen Melampyrum arvense).

Mögliche Verwechslung

Bei der Gattung Klappertopf (Rhinanthus) ist der Kelch seitlich abgeflacht und etwas aufgeblasen, die Kelchzähne sind deutlich kürzer als die Kelchröhre, die Blattspreite ist stumpf gesägt, die Staubbeutel sind auch am Grund abgerundet (nicht zugespitzt) und die Samen schmal (1 mm breit) geflügelt (ohne Anhängsel/Elaiosom).


Bei den Zahntrost-Arten (Odontites) ragen die Staubblätter resp. -beutel aus der Kronenoberlippe hervor, die Staubbeutel sind kahl.

Weiterführende Literatur

Hartl, D., 1974: Melampyrum. In Hegi, G.: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band 6, Teil 1. Verlag Paul Parey

Kirchmayr, H. 1908: Die extrafloralen Nektarien von Melampyrum vom physiologisch-anatomischen Standpunkt. Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 117: 439–452
zobodat.at

Ráthay, E. 1880: Über nectarabsondernde Trichome einiger Melampyrumarten. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften. 81: 55–77
zobodat.at

Stäger, R. 1928: Samenverfrachtung durch Ameisen in der alpinen Stufe. Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft. 37: 9–14
e-periodica.ch

Weber, H.C. 1976: Über Wirtspflanzen und Parasitismus einiger mitteleuropäischer Rhinanthoideae (Scrophulariaceae). Plant Syst. Evol. 125: 97–107
pdf

World List of Plants with Extrafloral Nectaries

Autor*in: Muriel Bendel
Stand: 12. Dezember 2023

Forum

Diskussionen der Community

Eine pingelige Sache: extraflorale Nektarien bei Wachtelweizen-Arten

Auf winzige Pünktchen kommt es an: Mehrere Wachtelweizen-(Melampyrum-)Arten bilden auf ihren Tragblättern im Blütenstand kleine, punktförmige Drüsen, die eine zuckerhaltige Flüssigkeit absondern. Da dieser Nektar nicht in den Blüten gebildet wird, spricht man von sog. "extrafloralen" Nektarien (extra- für "ausserhalb von" und floral für "Blüte").

Am besten sind diese Pünktchen auf den Tragblättern des Acker-Wachtelweizens (Melampyrum arvense) zu sehen: Die Nektarien sind dunkel und zahlreich – und werden gerne von Ameisen besucht, die vom süssen Nektar naschen.

Der Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) hingegen scheint mit seinen extrafloralen Nektarien sehr spärlich umzugehen und bildet nur 1–3 gut getarnte, farblose bis grünliche Drüsen pro Tragblatt. 

Infos zur Gattung Wachtelweizen und zu allen fünf Arten im Wiki.

Bei anderen Pflanzenarten sind die extrafloralen Nektarien auffälliger (und vermutlich bekannter), z.B. bei

Unten ein paar Fotos dazu.

Aller à la discussion