• Sistematica
  • Eudicotyledonae
  • Asteraceae
  • Carpesium
  • Carpesium cernuum

Carpesium cernuum

Capo chino comune

(Yvorne (VD), 23.9.2016; Blumenwanderer)

Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüten

    • Blütenstandstiel behaart.
    • Hochblätter ungleich gross, auf beiden Seiten behaart, zwischen den Stängelblättern und den äusseren Hüllblättern vermittelnd
    • Äussere Hüllblätter breit lanzettlich, auf beiden Seiten behaart, mit der Spitze zurückgekrümmt; innere Hüllblätter in der vorderen Hälfte mit einem breiten, weissen, fein gezähnten Rand, meist anliegend.
    • Körbchen einzeln am Ende der Zweige, 1,5–2 cm breit, bald nickend.
    • Blütenboden flach, kahl.
    • Alle Blüten röhrenförmig, 5-zipflig, gelblichgrün, in der oberen Hälfte drüsig → Röhrenblüten deshalb aneinander klebend und sich oft gesamthaft (als flache, runde «Rondelle») von den reifenden Früchten ablösend.
    • Mittlere Blüten zwittrig, randliche Blüten weiblich. 
    • Zungenblüten fehlend.

    Knospen. Wimmis (BE), 12.7.2019 (Blumenwanderer)

    Blütenkörbchen nur aus Röhrenblüten bestehend (Zungenblüten fehlend). Beatenberg (BE), 13.7.2024 (Blumenwanderer)

    Port-Valais (VS), 3.11.2018 (Blumenwanderer)

    Beatenberg (BE), 5.9.2021 (Blumenwanderer)

    Beatenberg (BE), 15.8.2022 (Blumenwanderer)

    Körbchen bald nickend. Yvorne (VD), 23.9.2016 (Blumenwanderer)

    Yvorne (VD), 23.9.2016 (Blumenwanderer)

    Blütenstand (links) und Fruchtstand (rechts). 31.08.2023 (Maria Merz)

  • Früchte

    • Fruchtboden kahl.
    • Reife Früchte hellbraun, ca. 3,5–4,5 mm lang, mit feinen Längsrillen; in einen kurzen, dicht mit weisslichen Drüsen besetzten Schnabel verschmälert (→ Epizoochorie).
    • Pappus fehlend.

    Hüllblätter zwischen den Stängelblättern und den äusseren Hüllblättern vermittelnd; äussere Hüllblätter an der Spitze zurückgekrümmt; innere Hüllblätter am Rand häutig. 25.08.2023 (Maria Merz)

    Links: Fruchtstand mit sich ablösender «Rondelle»; Rechts: Blütenstand. 29.08.2023 (Maria Merz)

    Röhrenblüten in der vorderen Hälfte drüsig, deshalb aneinander klebend und sich oft gesamthaft als flache «Rondelle» von den reifenden Früchten ablösend. 03.09.2023 (Maria Merz)

    Reife Früchte hellbraun, an der Spitze drüsig. 01.02.2024 (Maria Merz)

    Fruchtstände mit reifen, gut 3 mm langen Früchten. Beatenberg (BE), 28.12.2022 (Paul Hürlimann)

    Port-Valais (VS), 3.11.2018 (Blumenwanderer)

    Sieben abgefallene «Rondellen»: Links «Blühseite», rechts «Andockseite». 04.09.2023 (Maria Merz)

    Fruchtstände mit reifen Früchten. 03.09.2023 (Maria Merz)

    Fruchtböden, Früchte manuell entfernt. 04.09.2023 (Maria Merz)

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform, Stängel

    • Pflanze ein- bis zweijährig, 20–80 cm hoch, nach der Fruchtreife meist absterbend.
    • Stängel beblättert, kurz bis zottig behaart; in der oberen Hälfte meist sparrig verzweigt, seltener unverzweigt.

    Stängel meist sparrig verzweigt, ... Port-Valais (VS), 25.8.2017 (Blumenwanderer)

    ... Stängel seltener unverzweigt. Yvorne (VD), 23.9.2016 (Blumenwanderer)

    Port-Valais (VS), 3.11.2018 (Blumenwanderer)

    Beatenberg (BE), 17.7.2020 (Blumenwanderer)

    Port-Valais (VS), 25.8.2017 (Blumenwanderer)

    Beatenberg (BE), 17.7.2020 (Blumenwanderer)

  • Blätter

    • Blätter wechselständig, die unteren allmählich in einen langen Stiel verschmälert, die oberen kurz gestielt, die obersten Blätter ± sitzend.
    • Blattspreite breit lanzettlich, Rand unregelmässig gesägt, auf beiden Seiten kurz behaart.

    Beatenberg (BE), 27.4.2023 (Blumenwanderer)

    Beatenberg (BE), 13.5.2023 (Blumenwanderer)

Lebensraum

Auf relativ feuchten, nährstoffreichen Böden in halbschattigen Lagen; lichte Waldstellen, Wegränder, Gebüsche.

Verbreitung

Eurasiatisch.

Verbreitungskarte auf POWO.

Quelle

Wagenitz, G. in «Hegi, Illustrierte Flora von Mitteleuropa», 1966: Band VI, Teil 3, Seite 194–195. 2. Auflage, Paul Parey

Autor*in: Muriel Bendel
Stand: 2. Januar 2025

Forum

Diskussionen der Community

Beobachtungen an Carpesium cernuum

Nachdem ich im Sommer 2019 völlig unerwartet und ahnungslos im Berner Oberland eine schöne Population von Carpesium cernuum entdeckt hatte, klärte mich ein botanisch sehr versierter Freund darüber auf, dass diese Art im Berner Oberland als ausgestorben gilt. 

Er leitete die nötigen Schritte ein und seither wird die Population geschützt und überwacht.  Da die Art trotz dieser Schutzbemühungen gefährdet scheint, reifte in mir eine Idee: ich könnte ja versuchen, Carpesium im Garten zu ziehen und Samen zu produzieren. Diese Samen würde ich dann einer Fachperson abgeben, die damit an geeigneten Standorten neue Populationen gründen könnte.  Soweit die Vorgeschichte. 

Ich stibitzte also im Herbst 2021 einige Samen und säte sie im Frühling 2022 in Töpfe aus. Dies, um sie besser beobachten zu können und sie vor Schneckenfrass zu schützen. Die Samen keimten sehr gut und entwickelten schöne Blattrosetten, aber keine Blütenstängel. Im Herbst 2022 pflanzte ich die total 18 Pflanzen in 4 Gruppen in den Garten: die schönsten und grössten in einer 8er-Gruppe an einen sonnigen Standort, 2 Exemplare ganz schattig, 5 und 3 Exemplare halbsonnig. Die 8er-Gruppe wurde im 2023 70cm hoch, die anderen ca. 40cm. Ausser der Tatsache, dass die schattige Gruppe ein bisschen später blühte, habe ich keine Unterschiede bemerkt, die auf die Standorte zurückzuführen wären. Im 2023 blühten alle Pflanzen reichlich.

Für die folgenden Fotos gilt: wenn nicht ausdrücklich erwähnt, sind alle Aufnahmen unmanipuliert.

Fotos 1-3: die 8er-Gruppe am 25. 7. 23, am 22. 8. 23, am 3. 9. 23

Von nun an beobachte ich die Pflanzen sehr genau und staune über einige Details. Ende August fangen die Blüten an, die Röhrenblüten “en bloc” abzustossen. Diese “Rondellen” sind so stabil, dass ich sie problemlos als Ganzes vom Boden aufheben kann, wenn sie abgefallen sind. 

Fotos 4-8: “Rondellen”

Ich frage mich: wie lösen sich die Röhrenblüten, wenn die Samen so extrem klebrig sind? Bilden sich die Klebtröpfchen erst, wenn die Röhrenblüten abgestossen sind?

Foto 9: reife Samen

Am 3. 9. 23 meldet Meteo Gewitter und Starkregen. Ich habe Angst - fälschlicherweise, wie sich später zeigt - dass Samen verloren gehen könnten und schneide einige Samenstände mit noch vorhandenen Hüllblättern ab, die Samen scheinen mir reif. Dass sie reif waren, ist schon bestätigt: ich habe gleich einige Samen in Töpfe gesät und besitze jetzt schon wieder junge Rosetten.

Nachdem die Röhrenblüten abgefallen sind, stossen die Pflanzen nach und nach auch die Hüllblätter ab, bis nur noch der Boden mit den Samen vorhanden ist.

Fotos 10-13: (abgeschnittene) Samenstände und Samen

Ich habe viele Samen geerntet, die meisten erst, nachdem die Pflanzen auch die Hüllblätter abgestossen haben. Haupterntezeit ist Mitte September. Ich lasse aber bewusst einige Samenstände an den Pflanzen stehen, um zu beobachten, wie lange sie sich dort halten. Auch zweimaliger Starkregen und stürmischer Wind lassen die reifen Samen unbeeindruckt: bis heute, 9. Oktober 2023, sind noch keine Samen spontan abgefallen. Warten sie darauf, dass jemand, Mensch oder Tier, sie abstreift?

Die reifen Samen gehen nun an die erwähnte Fachperson, die versuchen wird, neue Populationen in der Region zu gründen. Und ich werde meine Pflanzen im Garten weiterhin pflegen und beobachten.

alla discussione