Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüten

    • Zweihäusig
    • Männliche Blüten braungelbe, kugelige Zäpfchen in Knäueln versammelt
    • Weibliche Blüten einzeln in den Achseln der Nadeln liegend
    • Blüten jeweils nur an einzelnen jungen Trieben versammelt
  • "Früchte"

    • Die Samen bilden zusammen mit einem fleischartigen Fruchtmantel eine rote Scheinbeere
    • Der Fruchtmantel (sog. Arillus) ist der einzige ungiftige Teil des Baumes

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform

    • Bis 20 m hoher Baum, sehr langsam wachsend
    • Stamm mit zunehmendem Alter kehlwüchsig, dadurch scheinbar aus mehreren zusammengewachsenen Stämmen bestehend
    • Ausladende, waagrecht bis aufsteigende Äste und Zweige
    • Individuen können bis über 1000 Jahre alt werden

    Sehr altes Exemplar (> 1000 Jahre), teilweise hohl, mit Drehwuchs (Crémines BE 23.6.2018 Lorenz Scherler)

    Besiedlung eines anspruchsvollen Standortes (Crémines BE 23.6.2018 Lorenz Scherler)

    Die bekannte Eibe im Gerstler ist einer der wenigen freistehenden Eiben (Alter um die 1000 Jahre) (Heimiswil BE, 01.04.2018 Lorenz Scherler)

    Stamm der Gerstler Eibe zeigt sehr ausgeprägt die Kehlwüchsigkeit (Heimiswil BE, 01.04.2018 Lorenz Scherler)

  • Rinde

    • jung rotbraun, farblich an die Wald-Föhre (Pinus sylvestris) erinnernd
    • später graubraun mit abblätternder Borke, an die Asiatische Platane (Platanus orientalis) erinnernd

    Scheuren (BE), 02.04.2023 (Lorenz Scherler)

    (Lorenz Scherler)

    Dulliker Engelberg (SO), 18.2.2024 (Muriel Bendel)

    Gorges du Seyon (NE), 11.8.2024 (Muriel Bendel)

  • Nadeln, Nadelblätter

    • Nadeln in 2 Zeilen angeordnet, ca. 2 mm breit, stachelspitzig
    • Oberseits dunkelgrün, matt glänzend
    • Unterseits gleichmässig hellgrün, ohne ausgeprägte Linien
    • Nadeln weich und elastisch
    • Der dichte Stand der Nadeln dringt nur sehr wenig Licht bis zum Boden 

    Nadeloberseite (Lorenz Scherler)

    Nadelunterseite (Lorenz Scherler)

    (Lorenz Scherler)

Pflanzenparasiten

Eichengallmücke (Taxomyia taxi)
→ weitere Pflanzenparasiten auf Taxus baccata siehe bladmineerders.nl

Lebensraum

Da die Eibe mit sehr wenig Licht zurecht kommt, findet sie sich gerne in schattigen Hanglagen und Schluchten. Kalkhaltige Böden werden bevorzugt besiedelt. Obwohl besonders früher auch an feuchten Stellen der kollinen Stufe vorhanden, verträgt die Eibe auch trockene, steinige Standorte (z.B. Jurasüdfuss) 

Verbreitung

Verbreitet, jedoch nirgends häufig, in Lagen bis 1400 müm

Etymologie

Taxus war der lateinische Name der Eibe. Der Ausdruck lässt sich seiner Herkunft nach als «Schnitzholz» zurückführen. Lat. bacca : Beere, hier sinngemäss «beerentragend»

Ethnobotanik

Das dichte, harte und elastische Holz der Eibe liess sich in den kriegerischen Auseinandersetzungen bis zu Erfindung des Schiesspulvers hervorragend für den Bogenbau verwenden. Daher wurden Eibenbestände sowohl übernutzt, als auch durch Anpflanzung kultiviert. Die dunkle Umgebung und die Giftigkeit aber auch ihr teilweise sehr hohes Alter sind für viele Menschen  etwas mystisches. Neben der Nutzung des Arillus für Speisezwecke sind aus den giftigen Pflanzenteilen auch Präparate zur Behandlung von Krankheiten hergestellt worden. Die Eibe ist sowohl als Taxus baccata als auch in verschiedenen Hybriden Formen ein beliebtes Ziergehölz, welches neben blickdichtem Wuchs auch viele Vorzüge für gestaltenden Schnitt bietet. 

Quellen

Flora Helvetia, Haupt, 6.Auflage 2018

Brunner M., Baumreisen der Schweiz, Werd Verlag, 6.erweiterte Auflage, 2014

Hegi, Illustrierte Flora von Mitteleuropa, I.Band Pteridophyta, Gymnospermae und Monocotyledones, J.F. Lehmanns, 1906 

Kaufmann H., Eine alte Eibe im Kanton Solothurn, in: Jurablätter, Monatsschrift für Heimat- und Volkkunde, Band 20, 1958, Heft 11

Weiterführende Literatur

Stöhr, O. 2019: Zur Frage der Identität junger Eibenverwilderungen (Taxus sp.) im Siedlungsraum von Osttirol (Österreich). Braunschweiger Geobotanische Arbeiten 13: 93-117
https://www.zobodat.at/pdf/Braunschweiger-Geobot-Arb_13_0093-0117.pdf 

Autor*in: Lorenz Scherler, Muriel Bendel
Stand: 05.April 2023

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Taxus x media in der Schweiz?

Gestern bin ich beim Kartiertreffen Baden-Württemberg auf Taxus x media aufmerksam gemacht worden. Dies ist die Hybride zwischen T. baccata und T. cuspidata aus Ostasien. Sie ist vor über 100 Jahren in Kultur in den USA entstanden und ist seitdem im Gartenhandel weit verbreitet worden. Es ist wohl die am häufigsten im Handel angebotenen Art und siedelt sich synantrop leicht an. In Österreich scheint sie viel häufiger zu sein als echte T. baccata (s. Stöhr, O. 2019. Zur Frage der Identität junger Eibenverwilderungen (Taxus sp.) im Siedlungsraum von Osttirol (Österreich). Braunschweiger Geobotanische Arbeiten 13: 93-117) und auch in Ba-Wü ist indigene T. baccata nur sehr lokal verbreitet, während der Grossteil der aktuellen Taxus-Nachweise sich auf T. x media beziehen. Stellt sich die Frage: Wie sieht es in der Schweiz aus? InfoFlora erwähnt T. x media gar nicht. Ich will euch alle hiermit drauf aufmerksam machen, mit der Bitte in Zukunft v.a. bei Taxus-Funden in Siedlungsnähe mal genauer hinzuschauen.

Nach Stöhr sind die Merkmale der Knospenschuppen das beste Unterscheidungsmerkmal: “Knospenschuppen stets schwach bis deutlich gekielt, eiförmig-verlängert bis dreieckig und z.T. zugespitzt; nicht breit abgerundet und ungekielt wie bei Taxus baccata oder locker anliegend wie bei Taxus cuspidata.” 

Hinzu kommt die Form der Nadelspitzen: “Nadelspitze meist intermediär zwischen den Elternarten oder Nadeln mit einer etwas auf-gesetzten Spitze ähnlich Taxus cuspidata; Nadeln in der Regel nicht lang zugespitzt wie bei Taxus baccata und nicht so abrupt zugespitzt bzw. mit aufgesetzter Spitze wie bei Taxus cuspidata.” 

Ergänzende Merkmale, die nach Meinung von O. Stöhr auch für Taxus × media sprechen können, aber nicht immer ausgebildet sein müssen, sind folgende:
" Nadeln meist kürzer und kompakter als bei Taxus baccata, teils breiter als 2,5 (3) mm. Die Nadellänge von Taxus × media, wie auch von T. cuspidata, liegt nach den Untersuchungen von DEMPSEY et al. (1999) allerdings innerhalb der Taxus-baccata-Spanne.
Nadeln an jungen Seitenzeigen meist nicht deutlich zweizeilig wie bei Taxus baccata, son-dern mehr oder weniger unregelmäßig um den Zweig angeordnet."

Im Anhang noch ein Foto aus dem Artikel von Stöhr, das die Unterschiede gut zeigt.

Bin gespannt, wer T. x media im schweizer Wald findet. In Ba-Wü wird T. x media wohl deutlich weniger von Rehen verfressen und scheint sich deshalb gegen die einheimische Art durchsetzen zu können. Zudem besteht das Risiko der Hybridisierung.

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