• Systematik
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  • Dactylorhiza
  • Dactylorhiza sambucina

Dactylorhiza sambucina

Holunder-Fingerwurz

Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüte

    • Blütenstand dicht und reichblütig.
    • Tragblätter blattähnlich, grün bis rot, zumindest die untersten Tragblätter überragen die Blüten deutlich.
    • Blütenfarbenpolymorphismus: Blüten trüb purpurrot bis fleischfarben mit gelblichem Grund, oder rein hellgelb, leicht nach Holunder duftend (ebenfalls schwach nach Holunder duftet Iris × sambucina = Iris × germanica).
    • Lippe bei allen Blütenmorphotypen meist mit Fleckenmuster, in seltenen Fällen ohne Lippenzeichnung (→ siehe “Mögliche Verwechslung” mit dem Blassen Knabenkraut Orchis pallens).
    • Sporn kurz, dick, konisch, waagrecht bis abwärts gebogen, länger als der Fruchtknoten.
    • Blüten ohne Nektar.

    Bäderberg Boltigen (BE), 27.5.2009 (Maria Merz)

    Lötschental (VS), 31.5.2021 (Muriel Bendel)

    Bäderberg Boltigen (BE), 27.5.2009 (Maria Merz)

    Lötschental (VS), 31.5.2021 (Muriel Bendel)

    Bäderberg Boltigen (BE), 27.5.2009 (Maria Merz)

    Lippe selten ohne Zeichnung. Rellerligrat/Schönried (BE), 3.6.2009 (Maria Merz)

    Bäderberg Boltigen (BE), 27.5.2009 (Maria Merz)

    Charrat-Saxon (VS), 25.4.2010 (Muriel Bendel)

    Lötschental (VS), 31.5.2021 (Muriel Bendel)

    Lötschental (VS), 31.5.2021 (Muriel Bendel)

  • Blütezeit

    • Später Frühling
  • Frucht

    • Kapseln.

    Lötschental (VS), 2.7.2021 (Muriel Bendel)

    Lötschental (VS), 2.7.2021 (Muriel Bendel)

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform, Stängel

    • Pflanzen 15–30 cm hoch.
    • Stängel hohl.

    Bäderberg, Boltigen (BE), 27.5.2009 (Maria Merz)

    Erbetlaub, Zweisimmen (BE), 18.6.2016 (Maria Merz)

    Charrat-Saxon (VS), 25.4.2010 (wolfgang bischoff)

    Bäderberg, Boltigen (BE), 15.6.2016 (Maria Merz)

    Lötschental (VS), 31.5.2021 (Muriel Bendel)

    Binn (VS), 12.6.2009 (wolfgang bischoff)

    Lippe selten ohne Zeichnung. Rellerligrat/Schönried (BE), 3.6.2009 (Maria Merz)

    Sparemoos, Zweisimmen (BE), 27.6.2015 (Maria Merz)

  • Blätter

    • Blätter immer ungefleckt, oberhalb der Mitte am breitesten. 

    Sparemoos Zweisimmen (BE), 13.5.2015 (Maria Merz)

Mögliche Verwechslung

Auf den ersten Blick scheint die Unterscheidung zwischen dem Blassen Knabenkraut (Orchis pallens) und der Holunder-Fingerwurz (Dactylorhiza sambucina) ganz einfach: Lippe mit roten Pünktchen = Holunder-Fingerwurz (Dactylorhiza sambucina), Lippe rein gelb = Blasses Knabenkraut (Orchis pallens). Da es aber leider – wenn auch selten – auch Holunder-Fingerwurz (Dactylorhiza sambucina) ohne rote Pünktchen gibt, empfiehlt sich zur Sicherheit ein zusätzlicher Blick auf den Sporn. Dieser ist beim Blassen Knabenkraut (Orchis pallens) lang, zylindrisch und aufwärts gebogen, bei der Holunder-Fingerwurz (Dactylorhiza sambucina) kurz, dick, konisch und waagrecht bis abwärts gebogen.

Weitere Unterscheidungsmerkmale beziehen sich auf die Tragblätter, die beim Blassen Knabenkraut (Orchis pallens) etwas häutig und so lang oder wenig länger als die Fruchtknoten sind (und damit deutlich weniger auffallend als bei der Holunder-Fingerwurz Dactylorhiza sambucina) und auf den Geruch der Blüten. Dieser ist angenehm bei der Holunder-Fingerwurz (Dactylorhiza sambucina) und erinnert leicht an den namensgebenden Holunder, beim Blassen Knabenkraut (Orchis pallens) eher unangenehm an Katzenharn. 

Andere ähnliche rosa blühende Dactylorhiza-Arten (z.B. die Breitblättrige Fingerwurz Dactylorhiza majalis → Blattoberseiten oft mit Flecken) oder Orchis-Arten sind am Grund nie gelblich. 

Ökologie

  • Lebensraum

    Auf relativ nährstoffarmen, meist leicht sauren, trockenen Böden in Wiesen und lichten Wäldern; oft grosse Bestände mit beiden Blütenfarben bildend.

    Lötschental (VS), 31.5.2021 (Muriel Bendel)

    Lötschental (VS), 31.5.2021 (Muriel Bendel)

Verbreitung

Europäisch.

Verbreitungskarte auf POWO.

Bestäubung

Auf die zwar grossartig aussehenden, aber nur wenig duftenden und vor allem keinen Nektar anbietenden Blüten fallen im Frühling vor allem junge Hummeln (Gattung Bombus) herein. Experimente haben gezeigt, dass die Insekten für die Bestäubung verlässliche Dienste leisten: Die Pollinien werden zwar meist nur über kurze Strecken verbreitet (Median 1,23 m), sehr selten aber auch über grössere Distanzen (maximal 176 m; Kropf & Renner 2008).

Die Blütenfarbe hängt nicht mit dem pH, den Bodennährstoffen, der Populationsgrösse oder der Höhe m ü. M. zusammen.

Samenbank

Kurzlebig.

Artname

Der Artname bezieht sich auf den Holunder, Sambucus (nigra), – die Blüten von Dactylorhiza sambucina duften leicht und angenehm nach Sambucus.

Phytoparasiten

  • Fungi

    Rostpilze

    Melampsora repentis (0, I)

    Puccinia sessilis (0, I)

Quellen

Jersáková J. et al. 2015: Biological flora of Central Europe: Dactylorhiza sambucina (L.) Soó. Perspectives in Plant Ecology, Evolution and Systematics. Volume 17, Issue 4, July 2015, Pages 318-329
https://doi.org/10.1016/j.ppees.2015.04.002

Kropf, M., Renner, S. S. 2008: Pollinator-mediated selfing in two deceptive orchids and a review of pollinium tracking studies addressing geitonogamy. Oecologia, 155:497–508. 
https://doi.org/10.1007/s00442-007-0919-4

Wartmann, B. A. 2020: Die Orchideen der Schweiz. Der Feldführer. 3. Auflage. Haupt

Weiterführende Infos

Ausführliche Informationen zur Holunder-Fingerwurz (Dactylorhiza sambucina) auf ageo.ch.

Autor*in: Muriel Bendel, Maria Merz
Stand: 26. Februar 2025